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Gemeinden und Einrichtungen stehen vor schmerzhaften Einschnitten 
 

Corona hat auch in der Bremischen Evangelischen Kirche tiefe Spuren hinterlassen und wirkt ähnlich wie anderswo wie ein Brandbeschleuniger. Kürzungen, mit denen erst Jahre später gerechnet wurde, müssen nun zeitnah diskutiert werden.
    
Bremen (epd). Mit einem Sparhaushalt reagiert die Bremische Evangelische Kirche auf coronabedingte Kirchensteuereinbrüche und sinkende Mitgliederzahlen. In einer erstmals digital organisierten Sitzung des bremischen Kirchenparlamentes, des sogenannten «Kirchentages», verabschiedeten die knapp 160 Delegierten der Synode mit großer Mehrheit einen zweiteiligen Haushalt für das laufende Jahr. In einer teils kontroversen Debatte wurde zuvor deutlich, dass die Kirche mittelfristig erhebliche Reduzierungen verkraften muss, die ganze Arbeitsfelder infrage stellen könnten. Die Kürzungen seien «schon ziemlich ein Hammer», blickte Verwaltungschef Johann Daniel Noltenius voraus.
    
Der Etat für 2021 hat ein Gesamtvolumen von knapp 118,8 Millionen Euro und muss durch einen Griff in die Rücklagen ausgeglichen werden. Der Haushalt für das vergangene Jahr hatte einen Umfang von rund 122,9 Millionen Euro. Bei der Vorstellung des Finanzplans sagte Schatzmeister Oliver Gampper, vergangenes Jahr seien die Kirchensteuereinnahmen im Vergleich zum Vorjahr in erster Linie aufgrund der Corona-Pandemie um 9,5 Prozent gesunken. Bremen sei damit unter den evangelischen Landeskirchen in Deutschland mit am stärksten von Rückgängen betroffen: «Der Druck bei uns ist größer.»
    
Dieser Entwicklung will die Kirche zunächst mit Einsparungen bei Sachausgaben begegnen. Mittelfristig reduziere sich die Finanzkraft der Kirche bis 2030 um etwa 30 Prozent, ergänzte Gampper und warnte mit Blick in die Zukunft: «Reine Sachkostenreduzierungen wie dieses Jahr reichen nicht aus und sind nur der Anfang.» Die Synodalen folgten dem Vorschlag der Kirchenleitung für eine Finanzstrategie, nach der die Aufwendungen im Haushalt im Vergleich zu 2019 bis 2025 um ein Fünftel und bis 2030 um weitere zehn Prozent gekürzt werden sollen.
    
Wie das umgesetzt wird, soll in nächster Zeit in einer Generaldebatte diskutiert werden. Vor dem Hintergrund von sinkender Finanzkraft und Mitgliederverlusten sei es eine Illusion, dass die Kirche so erhalten werden könne, wie sie heute aussehe, sagte der Nordbremer Pastor Holger Westphal. «Wir müssen uns von dem einen oder anderen Arbeitsfeld verabschieden, das hat viel mit Abschied zu tun und wird sicherlich wehtun.»
   
Schon um die Defizite in den Haushalten des laufenden und des vergangenen Jahres ausgleichen zu können, rechnet Gampper damit, dass für 2020 und 2021 bis zu 15 Millionen Euro aus den Rücklagen entnommen werden müssen. Das gesamtkirchliche Finanzpolster werde damit bis Ende des Jahres auf etwa 53 Millionen Euro abschmelzen, prognostizierte der kirchliche Finanzexperte.
   
Wie schon in anderen Kürzungsperioden könnte es auch diesmal wieder eine kontroverse Debatte um den richtigen Weg aus der Finanzkrise geben. In der Haushaltsdebatte am Mittwoch zeichneten sich bereits Verteilungskämpfe zwischen Gemeinden einerseits und gesamtkirchlichen Einrichtungen und der Verwaltung andererseits ab. 
   
In allen Bereichen müsse nach den gleichen Regeln und im gleichen Umfang gekürzt werden, mahnten Delegierte. Schatzmeister Gampper appellierte in diesem Zusammenhang an die Solidarität untereinander: «Wir sitzen alle in einem Boot.» Zur Bremischen Evangelischen Kirche gehören 61 Gemeinden mit rund 176.000 Mitgliedern.

 

Internet; www.kirche-bremen.de