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Osnabrück (epd). Der unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, hat den Landesregierungen schwere Versäumnisse vorgeworfen und gefordert, den Kampf gegen den sexuellen Kindesmissbrauch zur Chefsache zu machen. In einem Bericht der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Samstag) lobte er das Reformpaket der Bundesregierung, das unter anderem Strafverschärfungen vorsieht. Zugleich kritisierte er, dass die Politik immer erst Skandalfälle zu brauche, um Konsequenzen zu ziehen. Er sei verwundert und verärgert, «dass neben Nordrhein-Westfalen nicht alle anderen Bundesländer aktiver geworden sind nach den Fällen in Staufen, Bergisch Gladbach, Lügde und Münster».
   
Rörig appellierte an alle Länder, in allen Ämtern die dem Kindeswohl dienen, eine Defizit- und Bestandsanalyse zu machen. Dazu zählten Jugendämter, Ermittlungsbehörden, die Justiz und die Gerichte. «Wir müssen wissen: Wie ist die Arbeitsbelastung? Fehlt Personal? Ist Raum für kritische Reflexion im Team? Wie ist der Qualifizierungsstand?» Sexueller Missbrauch sei keine Ausnahmeerscheinung, «sondern eine alltägliche Gefahr für Kinder und Jugendliche, um die wir uns kümmern müssen».
   
Bisher erlebe er eine «ärgerliche und fatale Sturheit» der Landesregierungen, sagte der Beauftragte. «Das regt mich richtig auf. Man darf die Dinge nicht einfach so laufen lassen und nur hoffen, dass das eigene Bundesland nicht von einem Skandalfall betroffen ist. Ich finde das unverantwortlich.»
   
Es gehe um das Schicksal von vielen Tausend Jungen und Mädchen, betonte Rörig. «Jeder Landesvater und auch jede Regierungschefin muss ehrlich sagen können: Ich tue wirklich in jeder Hinsicht das Maximum, um meine Landeskinder bestmöglich vor sexueller Gewalt zu schützen.»