Fundamente | Nr. 3.20
 
Newsletter der Gemeindeberatung der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg
 
 
 
 
Editorial
 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Experimente – das ist die mehr oder minder geheime Überschrift über diesen Newsletter. Julia Klein, Pastorin und Gemeindeberaterin, erzählt von einem Experiment aus ihrer Vergangenheit. Ilse-Dore Humburger, Leiterin der Arbeitsstelle, stellt sich vor. Die Innovationspastorinnen Jennifer Battram-Arenhövel, Meike Melchinger und Nele Schomakers erzählen vom Projekt GO. Ein Methodenhäppchen wird präsentiert, das zum Experimentieren einlädt. Ein wahres Feuerwerk von Hinweisen wartet darauf, dass es in Augenschein genommen wird. Zuletzt dürfen wir uns auf Ritschies Reste und die Gedanken aus dem off … freuen.

 
 
 
Andacht - Vertrocknete Urzeitkrebse
 

 

Es ist irgendwann in den 90ern. Ein Kind sitzt am Schreibtisch, vor sich das Y-Heft. Darin: ein Tütchen mit geheimnisvollem Pulver. „Urzeitkrebse!“ Nur Wasser hinzufügen, ein bisschen Geduld – und plötzlich soll da Leben entstehen. Fasziniert richtet das Kind ein Aquarium ein, starrt ins Glas und wartet. Tatsächlich: winzige Punkte beginnen zu zappeln. Staunen pur.
Aber wie es so ist: Der Alltag kommt – mit Hausaufgaben, Fußballtraining, vergessenem Füttern. Das Wasser verdunstet, die Urzeitkrebse vertrocknen. Ende des Experiments. Zurück bleibt ein blödes Gefühl: Ich habe etwas verkümmern lassen, das leben wollte.
Viele Jahre später, als ich las, dass das Y-Heft fünfzig Jahre alt wird, waren die Erinnerungen wieder da: die Aufregung, die Neugier, aber auch das kleine Scheitern. Mir wurde klar, was damals wie ein Spiel wirkte, war in Wahrheit eine wichtige Erfahrung: Dinge ausprobieren, auch wenn sie nicht perfekt gelingen. Herausfinden, was hält. Fehler gehören dazu. Sie sind nicht das Ende, sondern Teil des Lernens.
Genau das erlebe ich auch in der Gemeindeberatung. Menschen fragen: Was könnte bei uns wachsen? Was passiert, wenn wir Neues wagen? Manches trägt weit, anderes versiegt schnell. Doch immer bleibt etwas von Wert: Erfahrungen, Begegnungen, neue Fragen. Entscheidend ist nicht, ob alles gelingt, sondern dass wir überhaupt den Mut haben, Schritte zu wagen.
Dieser Gedanke führt noch weiter – hinein in den Glauben. Auch da wagen Menschen Neues: ein Lied, ein Gespräch, eine überraschende Idee für das Miteinander. Nicht alles bleibt. Manches, das lieb war, geht zu Ende. Das tut weh – und doch gehört es dazu.
Wie damals bei den vertrockneten Urzeitkrebsen bleibt ein kleiner Stich zurück. Aber Kinder zeigen uns etwas Wichtiges: Sie kleben nicht an Misserfolgen, sie blicken nicht lange zurück. Sie trauern – und können sich wieder auf Neues einlassen. Sie leben im Hier und Jetzt.
Genauso ist es im Glauben: Wir gehen weiter, probieren Neues aus und fangen immer wieder an. Denn Gott bleibt. Er hält den Faden, selbst wenn wir ihn mal verlieren. Er schenkt Lebendigkeit, immer aufs Neue – größer, als wir sie festhalten oder hervorbringen könnten.
Vielleicht ist das die eigentliche Lektion der vertrockneten Urzeitkrebse: dass Leben nicht im Perfekten liegt, sondern im Mut, Neues zu wagen, im Vertrauen, dass auch das Experimentieren seinen Wert hat – getragen von dem Gott, der sich kümmert und bleibt.
Julia Klein, Pastorin in Ganderkesee
 

 
 
Ilse-Dore Humburger, neue Leiterin der Arbeitsstelle für Gemeindeberatung und Organisationsentwicklung
 

 

 

Mein Lebensweg begann in Niedersachen, führte über Hessen in die USA, weiter ins Rheinland und nach Brasilien. Von dort ging es nach Nordrhein-Westfalen. Nach einem Abstecher in Australien kam ich nach Baden-Württemberg und bin nun wieder in Niedersachsen. 
Meine beruflichen Stationen: 
Studium der Sozialpädagogik, Synodaljugendreferentin, Gemeindereferentin mit Aufgaben in Ortsgemeinden, Regional und Bundesweit, Landesreferentin und Diakonin im Evangelischen Jugendwerk in Württemberg. 
Ich liebe es zu lernen und habe schon an vielen Fortbildungen teilgenommen. Von der berufsbegleitenden Weiterbildung zur Systemischen Organisationsentwicklerin (DGSF) habe ich besonders profitiert.
Ich bringe mit: 
Offenheit, Neugier, Erfahrung, Gestaltungsfreude, Zuversicht, Glauben, Ideen, Fragen. 
Mein Fokus: 
Die Begleitung und Befähigung von Menschen, ihre organisationalen Veränderungsprozesse gut und aktiv zu gestalten. 
Weggefährtinnen und Weggefährten sagen, dass ich gut und schnell Dynamiken und Zusammenhänge wahrnehme, hilfreiche und herausfordernde Fragen stelle, Menschen zusammenbringen und für Ideen begeistern kann. 
Meine Sehnsucht 
haupt- und ehrenamtliche Menschen in kirchlichen Organisationen ermutigen, in diesen krassen Umbruchzeiten das eigene Navi mal auszuschalten und den Kompass des Himmels zu nutzen. Also danach zu fragen, was Gottes Idee für eine lebensnahe und kraftvolle Kirche in diesen Zeiten ist. Und dem Heiligen Geist mit seiner Schöpferkraft Raum zu geben, dass er wirken kann. 
Ich möchte das Zusammenwirken von Menschen fördern, mit ihren Beziehungsdimensionen, der Geistlichen und der Organisationale Dimension. Denn das macht kirchliche Organisation aus. Ich bin der Überzeugung: Veränderung gelingt nur gemeinsam. Ilse-Dore Humburger 
Einen ersten Eindruck von mir gab es durch die Pressemeldung im Mai 2025: www.kirche-oldenburg.de/aktuelles/detail/ilse-dore-seidel-humburger-uebernimmt-leitung-der-gemeindeberatung
 

 
 
Projekt GO - Gott in Oldenburg
 

Drei Frauen, drei Herzen, ein gemeinsamer Auftrag: Als Innovationspastorinnen sind Jenny Battram-Arenhövel, Nele Schomakers und Meike Melchinger in Oldenburg unterwegs, um Kirche neu zu denken. Lesen Sie hier weiter …

 
 
Tool: What, So What, Now What
 

Wer kennt es nicht: Für ein Projekt gibt es die nächsten Schritte zu klären oder man überlegt, wie man auf eine bestimmte Situation reagieren soll und alle im Raum haben unterschiedliche Ideen dazu, was jetzt gerade wichtig und dran ist. Dazu eine interessante Methode:

 
 
Hinweise auf Veranstaltungen, die sich lohnen:
 
 
 
Ritschies Reste ... Gedanken aus dem off