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Hannover/Bremen (epd). Im Gedenken an die Corona-Toten haben Vertreter von Kirchen und Kommunen am Sonntag in Niedersachsen und Bremen an den Gemeinsinn appelliert. So betonte Braunschweigs Oberbürgermeister Ulrich Markurth (SPD) in einem Gedenkgottesdienst, in der Krise «sind wir als Gemeinde, als Gemeinschaft aufeinander angewiesen». Bremens Bürgerschaftspräsident Frank Imhoff (CDU) sagte: «Wir werden die Corona-Herausforderungen bewältigen - aber es kommt auf alle an.» Für ihn sei unerträglich, dass es immer noch Menschen gebe, die die Gefährlichkeit des Virus infrage stellten.

 

 

 

Wie viele andere sagte Braunschweigs Oberbürgermeister Markurth, im Gedenken trauere man nicht nur um die Verstorbenen, sondern auch mit den Hinterbliebenen. In der schwersten globalen Krise seit 1945 sei es wichtig innezuhalten, um würdevoll Abschied zu nehmen. Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) erklärte: «Wir lassen die Trauernden nicht allein und die Toten werden wir nicht vergessen.» Bremerhavens Oberbürgermeister formulierte ähnlich: «Wenn wir der während der Pandemie Gestorbenen gedenken, geben wir der Trauer über ihren Tod einen Platz in unseren Gedanken und Herzen.»

 

 

 

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte am Sonntag mit Blick auf die an oder mit Covid-19 verstorbenen Menschen zu einem staatlichen Gedenkakt eingeladen. Der zentralen Gedenkfeier im Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt ging ein ökumenischer Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche voraus. Bundesweit beteiligten sich Kirchen, Kommunen und Religionsgemeinschaften an dem Gedenken, so auch in Niedersachsen und Bremen.

 

 

 

Überall im Land wurden die Staatsflaggen auf Halbmast gesetzt. Vor der Bremischen Bürgerschaft wurden Kerzen entzündet, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) beteiligte sich an einer Blumenzeremonie an der Ruine der Nikolaikapelle in Hannover. Im Landkreis Cuxhaven öffneten Kirchen zum stillen Gedenken. In Andachten, Fürbittengebeten und mit Glockengeläut wurde an die Corona-Toten erinnert.

 

 

 

Es sei Zeit zu trauern und zu trösten, Ängste und Nöte miteinander zu teilen, sagte Braunschweigs evangelischer Propst Lars Dedekind: «Das Leiden und das Leugnen, beides ist globale Realität.» Jetzt sei eigentlich Nähe wichtig, denn der Mensch sei ein Herdentier, der Mensch brauche den Menschen. Aber dieses Grundbedürfnis könne gerade aufgrund der Pandemie nicht gestillt werden. Deshalb sei das gemeinsame Erinnern um so wichtiger.

 

 

 

Im Gespräch mit dem Inforadio des NDR betonte auch die hannoversche Regionalbischöfin Petra Bahr, das kollektive Innehalten sei wichtig. Es erinnere an die eigene Verletzlichkeit und «macht deutlich, Covid-19 kann alle treffen, zerstört Liebesgeschichten, Familiengeschichten, Beziehungen». Es seien oft in Einsamkeit eben nicht nur Hochbetagte gestorben, «die ganze Gesellschaft ist eine Risikogruppe», betonte die evangelische Theologin, die auch dem Deutschen Ethikrat angehört.

 

 

 

Seit Beginn der Pandemie sind bisher fast 80.0000 Menschen in Deutschland an oder mit dem Virus gestorben. In Niedersachsen sind es 5.200, in Bremen fast 440.