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Oldenburg (epd). Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, hat vor einem zunehmenden Antisemitismus in Deutschland gewarnt. «Jüdische Menschen waren hier schon mal sicherer als sie es heute sind», sagte sie der Oldenburger Nordwest-Zeitung (Freitag). «Solche Entwicklungen haben wir auch einer Partei wie der AfD zu verdanken, die sich etabliert hat und mit antisemitischen Worten und Taten den Nährboden dafür gelegt hat.»

 

Politischer Extremismus und gesellschaftliche Indifferenz seien eine gefährliche Mischung, sagte Knobloch. Zahlreiche jüdische junge Menschen hielten sich alle Optionen offen und machten sich darüber Gedanken, in welchem Land ihre Kinder aufwachsen sollen. «Einige denken darüber nach, das Land zu verlassen - und ich verstehe das.»

 

Nach dem Holocaust und dem Ende des Zweiten Weltkriegs habe sie sich als jemand, der diese Schrecken noch erlebt hat, nie vorstellen können, dass sie sich noch einmal mit antisemitischen Übergriffen beschäftigen muss. Es vergehe kaum ein Tag, ohne dass etwas zu hören sei von Schändungen jüdischer Friedhöfe, über Beleidigungen oder gewalttätige Angriffen aus Judenhass.

 

Die nach dem Attentat auf die Synagoge in Halle vor einem Jahr gehaltenen Reden und angekündigten Konsequenzen seien in Vergessenheit geraten, kritisierte Knobloch: «Sobald die mediale Berichterstattung nicht mehr da ist, lassen auch Interesse und Engagement der politisch Verantwortlichen nach.»