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Hildesheim/Frankfurt a.M. (epd). Blockaden im Kopf überwinden und Konsumverzicht - und das trotz Pandemie: Dazu rufen die evangelische und katholische Kirche in ihren diesjährigen Fastenaktionen auf. Im Gottesdienst zur Eröffnung der evangelischen Fastenkampagne «7 Wochen Ohne» mahnte die Münchner Theologin Susanne Breit-Keßler am Sonntag im hessischen Erbach zu Nachsicht bei Fehlern im Kampf gegen das Coronavirus. «Ich finde es nervig und dumm, wenn in dieser Pandemie die einen den anderen vorwerfen, nicht alles von Anfang an gewusst und richtig gemacht zu haben», sagte die Kuratoriumsvorsitzende von «7 Wochen Ohne» in dem vom ZDF übertragenen Gottesdienst. In diesem Jahr steht die Fastenaktion unter dem Motto «Spielraum! 7 Wochen ohne Blockaden».

 

Zur Eröffnung der katholischen Misereor-Fastenaktion rief der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer zu Konsumverzicht und Mitmenschlichkeit auf. «Eine andere Welt ist möglich. Es liegt in unserer Hand, sie zu gestalten», sagte er am Sonntag in dem von der ARD aus dem Hildesheimer Dom übertragenen Gottesdienst. «Es liegt an uns, einen Lebensstil einzuüben, der gerechter ist. Nachhaltiger. Der den Kindern und Enkeln die Luft zum Atmen lässt.»

 

Die 63. Fastenaktion des katholischen Hilfswerks Misereor steht in diesem Jahr unter dem Motto «Es geht anders!». Sie regt dazu an, die eigenen Konsumgewohnheiten und ihre Auswirkungen auf ärmere Länder zu beleuchten. Partnerland der Fastenaktion, mit der auch zu Spenden aufgerufen wird, ist in diesem Jahr Bolivien.

 

In der rund 40-tägigen Fasten- oder Passionszeit erinnern Christen an das Leiden und Sterben Jesu Christi und bereiten sich auf Ostern vor, auf die Botschaft von der Auferstehung. Der Verzicht auf Speisen und Getränke wie Fleisch und Wein oder auch auf den Fernsehkonsum gilt als Symbol der Buße und der spirituellen Erneuerung.

 

In den üblichen Fastenbriefen der katholischen Bischöfe, die in den Gottesdiensten verlesen wurden, waren auch selbstkritische Töne zu hören. Der Fuldaer Bischof Michael Gerber bezeichnete den gegenwärtigen Zustand der katholischen Kirche als «armselig». «Finanzielle Mittel sind zwar weiterhin vorhanden, wenn sie auch beunruhigend schnell abschmelzen», schrieb er in seinem Hirtenbrief. Aber der Kredit, den die Kirche im wahrsten Sinne des Wortes aktuell habe, ihre Glaubwürdigkeit, tendiere «steil nach unten». Das sei «sehr schmerzlich».

 

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann betonte in seinem Fastenhirtenbrief, dass der Blick auf Glauben und Kirche in den vergangenen Jahren von den problematischen Seiten bestimmt sei. «Und das nicht ohne Grund: Über Unrecht hinwegzusehen und Versagen zuzudecken sind keine Lösung», betonte er. «Im Gegenteil: Solche Verhaltensweisen verursachen viel Leid und dürfen keinen Platz in unserer Kirche haben.» Gleichzeitig warb er dafür, sich nicht nur auf das Versagen zu konzentrieren, denn «dann wird uns über kurz oder lang die Kraft zur Veränderung fehlen».

 

Der Münsteraner Bischof Felix Genn rief zu mehr Engagement für Solidarität, Generationengerechtigkeit und Klimaschutz auf. Die nachkommenden Generationen könnten durch die Folgen der Pandemie stark belastet werden, erklärte Genn in seinem Hirtenwort. Die Bürde sei groß. Daher müssten Lösungen gefunden werden, um diese Belastung für die kommenden Generationen erträglich zu machen. Verzicht mahnte er in Fragen des Klimaschutzes an. «Natürlich ist uns doch allen klar, dass es eine Bewahrung der Schöpfung nur geben kann, wenn wir bereit sind zum Verzicht», betonte er.