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Bremen (epd). Die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Martina Wenker, hat erneut für den Blick auf Kinder und Jugendliche in der Corona-Pandemie geworben. Deutschland sei bislang gut durch die Pandemie gekommen, dies sei jedoch auf dem Rücken einiger Bevölkerungsgruppen geschehen, sagte sie dem Bremer «Weser Kurier» (Samstag). «Alte, junge und schwer kranke Menschen. Vor allem sie sind durch Anordnungen in die Isolation verbannt worden.» So seien Schulen und Kitas geschlossen und Kliniken und Altenheime abgeschottet worden.

 

Zwischenzeitlich habe sich die Situation bei Kranken und Alten entspannt, sagte die Mitbegründerin der «Initiative Niedersächsischer Ethikrat». Sie betonte allerdings auch: «Wir haben die junge Generation vergessen.» Kinder und Jugendliche und junge Erwachsene hätten über Monate nicht richtig lernen können. Deswegen sollten sie an der Debatte über die Krise beteiligt und nach ihren Wünschen befragt werden, forderte Wenker.

 

Nach den Ferien müsse wieder ein Lernen in normalem Umfeld möglich sein. «Wir können nicht die Wirtschaft hochfahren und die Bildung weiter einschränken», sagte Wenker. Solche Einschränkungen könne sich die Gesellschaft auch mit Blick auf den Fachkräftemangel gar nicht leisten.

 

Ohnehin müssten die jungen Menschen die Folgen der Pandemie über Jahrzehnte schultern, betonten die Ärztekammerpräsidentin. «Meine Generation geht irgendwann in Rente. Aber die Kinder und Jugendlichen werden die enorme Verschuldung, die Deutschland nun zu Recht auf sich nimmt, tragen müssen.» Vor diesem Hintergrund werde Corona die soziale Kluft vergrößern.

 

Die Ende April gegründete «Initiative Niedersächsischer Ethikrat» hatte bereits in der vergangenen Woche in ihrer ersten öffentlichen Stellungnahme eine stärkere Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen an Entscheidungsprozessen zum Umgang mit der Corona-Pandemie gefordert. Die Gründer des Initiativkreises sind neben Ärztekammer-Präsidentin Wenker der evangelische Landesbischof Ralf Meister, der Osnabrücker katholische Bischof Franz-Josef Bode sowie die SPD-Landtagsabgeordnete und Ärztin Thela Wernstedt.