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Das Kirchenzelt der oldenburgischen Kirche ist ein Ruhepool auf der Landwirtschaftsmesse LandTageNord, die vom 22. bis 25. August in Wüsting bei Oldenburg stattfindet. Viele Menschen nutzen die Chance, kurz innezuhalten im Trubel der Messe, die wieder bis zu 70.000 Menschen anlockt.

 

Unter dem Motto „Aus Gottes guter Schöpfung – Säen, ernten und würzen“ verteilen die Mitarbeitenden vor dem Kirchenzelt Samentütchen für Bio-Petersilie und Bio-Basilikum als Gruß der oldenburgischen Kirche an die Besucherinnen und Besucher der LandTageNord. Gern nehmen Interessierte – insbesondere Kinder und Jugendliche – das Angebot wahr, einen Segensspruch zu ziehen. Einige hatten tatsächlich das Glück, dass sie ihren Tauf- oder Konfirmationsspruch zogen.

Organisiert wurde das Angebot im Messezelt von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg und dem Evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Delmenhorst / Oldenburg, die bereits zum dritten Mal auf der Messe präsent sind. In diesem Jahr haben die Organisatoren das Thema „Bewahrung der Schöpfung und Nachhaltigkeit“ in den Mittelpunkt ihrer Aktionen gestellt.

Wo wären wir ohne alle diese Menschen?

Der Oldenburger Bischof Jan Janssen betonte in einer Andacht am Samstagmittag, dass auch der moderne Mensch wisse, wie abhängig das Leben von Sonne, Luft und Regen sei. Die Welt brauche landwirtschaftliche Fachkräfte, die das Land bebauten und Gott brauche Mitarbeitende, die „erdienen und sich die Hände schmutzig machen.“ Solche Leute brauche heute jede Gesellschaft, ob Kommune oder Kirchengemeinde, so Bischof Jan Janssen.

Er dankte den mehr als 12.000 Ehrenamtlichen unter dem Dach der Kirche, die allein im Oldenburger Land zum „Gelingen vor Ort beitragen. Wo wären wir ohne alle diese Menschen, die sich dafür einsetzen, dass das Land bebaut und die Erde bewahrt wird?“ Er dankte allen, die sich vielfach für dieses Miteinander einsetzen.

Viel Arbeit, Kenntnis und Pflege bedürfe es, einen Garten Eden anzulegen, so Janssen. „Das Lebewesen Mensch – ebenfalls wunderbar gemacht aus Erdenstaub und Gottessaaten – wird von Gott mitten hineingesetzt, so heißt es, dass er ihn bebaute und bewahrte (Genesis 2,15).“

„Wenn wir genauer hinsehen, dann leben wir nicht jenseits von Eden, ahnen vielmehr durchaus, dass wir hier im Oldenburger Land fast schon mittendrin leben“, sagte Bischof Janssen und forderte dazu auf, die Augen aufzumachen für diese schöne Welt, die doch so sehr „auf Bebauen und Bewahren angewiesen ist.“

Das Kirchenzelt war zur Andacht am Samstagmittag bis auf den letzten Platz gefüllt. Viele Interessierte standen im Zelt und vor den offenen Zelteingängen. Ein Posaunenchor begleitete die Andacht wie auch die anderen täglichen Andachten, die jeweils mittags im Kirchenzelt stattfinden.

 

Landleben zwischen Idylle und Illusion - Gottesdienst zu den LandTagenNord
„Landleben zwischen Idylle und Illusion“ – so war der diesjährige LandTageNord-Gottesdienst am Sonntag im eintrittsfreien Bereich in der alten Scheune Urban überschrieben, den Pastor Udo Dreyer von der örtlichen Kirchengemeinde am Sonntagmorgen zusammen mit Wüstinger Gemeindegliedern hielt.

Passend zur Landwirtschaftsmesse drehte sich auch in dem Gottesdienst alles um das Thema Land. Ist das Landleben Idylle oder Illusion? Eine humorvolle Spielszene stellte die unterschiedlichen Ansätze deutlich heraus. Petra, Landfrau und Mutter mit Harmoniebedürfnis (Karin Wieting), und Rosa, zugezogen und spirituell (Julianna Grätz) standen den Männern Johann, Landwirt mit Tradition (Klaus Waßmann) und Tommy, Mitglied in vielen Vereinen, (Christian Carsten) gegenüber.

Deutlich wurde, dass das wahre Leben und damit der Himmel auf Erden für jede Person anders aussieht. In seiner Predigt ging Pastor Udo Dreyer auf die Spielszene ein. Trotz der unterschiedlichen Meinungen sei sympathisch, dass miteinander gesprochen und sich gegenseitig zugehört würde. „Es liegt an uns, liebe Landmenschen, wie wir mit den unterschiedlichen Lebenslagen, Interessen und Meinungen auf dem Land umgehen. Mehr Himmel auf Erden – der wird auf dem Land spürbar, wo sich Menschen aneinander Anteil nehmen, sich geachtet und respektiert fühlen. „Dass uns etwas davon gelingt und in unseren Herzen ankommt, das wünsche ich uns“, sagte der Wüstinger Pastor.

Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes übernahm der Posaunenchor aus Wüsting unter der Regie von Susanne Herzer.

Der Chor spielte ebenfalls in der täglichen Mittagsandacht im Kirchenzelt auf der Messe LandTageNord. Pfarrer Dietrich Jaedicke aus Großenkneten lud die Besucherinnen und Besucher ein, einen Moment innezuhalten. Die rhetorische Frage: „Ein Kirchenzelt auf der Erleb-was-Messe?“ beantwortete er so: „Kirche will da sein, wo Menschen sind. Hier kommen viele bekannte Gesichter vorbei und es ist leicht, in Kontakt zu kommen.“

Bereits am Freitagmittag hielt Pastor Ingmar Hammann eine Andacht im ebenfalls sehr gut besuchten Kirchenzelt auf Plattdeutsch. Am Montag wurde die Andacht von Kreispfarrer Bertram Althausen gestaltet.

Klimaquiz, Malaktion, MACH!bar und zahllose Gespräche
Im Kirchenzelt können Interessierte auch an einem informativen Klimaquiz teilnehmen, wo z. B. zu erfahren ist, welches das CO2-ärmste Verkehrsmittel oder welche Art der Weiterverarbeitung von Milch am klimafreundlichsten ist. Das Klimaquiz begleitet Claudia Stüwe von der Projektstelle „Zukunft Einkaufen“ vom Ev.-luth. Kirchenkreis Friesland / Wilhelmshaven. „Es geht darum, CO2-Emissionen besser einzuschätzen“, erklärt sie und berät Interessierte während der Quiz-Fragen.

Michael Wolf und sein Sohn Sebastian aus Großenkneten kamen am Samstag ins Kirchenzelt, um den Posaunenchor zu hören und nahmen dann auch die Gelegenheit wahr, ihre Kenntnisse über Klima und Natur zu prüfen. Bei vielen Fragen konnten sie punkten.

Auf einem langen Tisch liegen noch bis Montag Vorlagen von langen Kirchenfenstern, die mit Kreide ausgemalt werden können. Viele Kinder, aber auch Erwachsene beteiligen sich gern an der Aktion und entscheiden sich mit Begeisterung für immer neue Farbspiele. „Wir waren im vergangenen Jahr auch schon hier und haben Kirchenfenster ausgemalt“, sagte eine Besucherin aus Wüsting, die mit ihrer Nichte ins Kirchenzelt kam. Auch Horst Bödeker aus Delmenhorst und seine Schwägerin Elisabeth Bödeker malten ebenfalls Teile eines Kirchenfensters aus. Sie gehören zu den Posaunenchormusikern. „Wir sind Bläser aus dem ganzen Kirchenkreis, deshalb nennen wir uns Niedersachsenblech“, erklärte Horst Bödeker. „Wir sind eine Ad-hoc-Gruppe, ambitionierte Spieler, die kurzfristig zusammenkommen.“

Es gibt auch wieder bewährte Angebote aus den Vorjahren. Mit einem Infostand rund um die Themen Pflege und Palliativversorgung sind wieder die Diakonie – Sozialstationen im Oldenburger Land vertreten und beraten in vielen Gesprächen Interessierte und Betroffene.
 
Weiterhin erwartet die Besucherinnen und Besucher eine Ausstellung der „MACH!bar“ aus Berne – einem Projekt der Evangelischen Jugend im Kirchenkreis Wesermarsch. Nach dem Motto „Wegwerfen war gestern! – Aus OLL wird TOLL!“ ist zu sehen, wie aus alten Gebrauchsgegenständen Neues gestaltet wurde. Das Team aus 20 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen hat für die Messe einen Infostand gebaut um dort eine Menge Dinge zeigen, die gegen eine Spende erworben werden können. Zum Beispiel wurden Behälter für Stifte, Kettenhalter oder andere Utensilien aus Flaschen gefertigt und aus ehemaliger Bekleidung Taschen genäht.

„Wir wollen Müll vermeiden und daraus etwas anderes machen“, sagt Naemi Bohlke. Ihre Mutter, Kreisjugenddiakonin Sandra Bohlken, hatte 2013 die Idee und setzt sie mit weiteren engagierten Erwachsenen gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen der Evangelischen Jugend um. Das Team aus Berne freut sich auf viele Besucherinnen und Besucher sowie Neugierige, denen sie ihre Initiative sowie ihre Motivation und Ideen vorstellen möchten.

Viele Besucherinnen und Besucher und vor allem Kinder zogen sich ein Segenswort für den Tag. Foto: ELKiO/B. Romey
Einige hatten tatsächlich das Glück, dass sie ihren Tauf- oder Konfirmationsspruch zogen. Foto: ELKiO/D.-M. Grötzsch
Viele Menschen nutzten die Angebote der oldenburgischen Kirche auf den LandTagenNord. Foto: ELKiO/D.-M. Grötzsch
Der Oldenburger Bischof Jan Janssen betonte in einer Andacht am Samstagmittag, dass auch der moderne Mensch wisse, wie abhängig das Leben von Sonne, Luft und Regen sei. Foto: ELKiO/D.-M. Grötzsch
Das Kirchenzelt war zur Andacht am Samstagmittag bis auf den letzten Platz gefüllt. Viele Interessierte standen im Zelt und vor den offenen Zelteingängen. Foto: ELKiO/D.-M. Grötzsch
Gefragt waren eine ruhige Hand und etwas Besinnlichkeit: bei der Malaktion entstanden neun „Kirchenfenster“ für das „Kirchenzelt“. Foto: ELKiO/D.-M. Grötzsch
Malten ein Stück Kirchenfenster: Horst Bödeker und Elisabeth Bödeker, auch Pfarrer Dietrich Jaedecke half. Foto: ELKiO/B. Romey
Insgesamt neun Kirchenfenster entstanden während der LandTageNord. Foto: ELKiO/D.-M. Grötzsch
Gefragt war ein gutes Gespür für die Höhe des CO2-Ausstoßes. Foto: ELKiO/D.-M. Grötzsch
Sebastian und Michael Wolf beim Klimaquiz mit Claudia Stüwe. Foto: ELKiO/B. Romey
Kreisjugenddiakonin Sandra Bohlken und Tochter Naemi. Foto: ELKiO/B. Romey
Pastor Udo Dreyer beim Gottesdienst am Sonntag in Wüsting. Foto: ELKiO/Bärbel Romey
Chor der Blechbläser Wüstung beim Gottesdienst am Sonntag. Foto: ELKiO/Bärbel Romey
Julianna Grätz und Karin Wieting beim Gottesdienst am Sonntag. Foto: ELKiO/Bärbel Romey
Christian Carsten und Klaus Waßmann beim Gottesdienst am Sonntag. Foto: ELKiO/Bärbel Romey
Gut besucht war das Kirchenzelt auch während der plattdeutschen Andacht mit Pastor Ingmar Hammann am Freitagmittag. Foto: ELKiO/D.-M. Grötzsch
Die Andachten wie hier mit Pastor Dietrich Jaedicke wurden musikalisch von Posaunenchören begleitet. Foto: ELKiO/D.-M. Grötzsch
Andacht mit Kreispfarrer Bertram Althausen am Montag. Foto: ELKiO/D.-M. Grötzsch