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Alles ist anders, ein großes Gerüst umschließt komplett die evangelische St.-Bartholomäus-Kirche in Golzwarden. In der spätromanischen Saalkirche aus dem 13. Jahrhundert hat das Feuer Anfang Juli erhebliche Spuren hinterlassen. Der Anblick ist kaum auszuhalten. Ruß und Brandgeruch begleiten das düstere Bild in der mittelalterlichen Backsteinkirche. Im Kirchenschiff drängt sich ein großes Gerüst durch die Hälfte des Innenraums und im Altarraum ein weiteres bis hoch ins abgebrannte Dach.
   
Am 4. Juli waren kurz nach 15 Uhr erste Rauchschwaden aus dem hölzernen Dachstuhl der St.-Bartholomäus-Kirche aufgestiegen. Dach und Altarraum wurden bei dem Brand erheblich beschädigt. Nach Angaben der Polizei hat ein Brandsachverständiger Indizien gefunden, die auf eine mögliche Brandstiftung schließen lassen. Der Schaden liegt aufgrund des historischen Wertes der Kirche laut Experten bei mindestens 500.000 Euro.
    
Auch wenn sie schon mehrfach den verbrannten Schaden besichtigt haben, können Pfarrer Christian Egts und Angelika Röben, stellvertretende Vorsitzende des Gemeindekirchenrats Brake an der Weser, den Anblick kaum ertragen. „Wir sind alle immer noch fassungslos. Diese Kirche ist ein großes Kulturdenkmal“, sagt Pfarrer Egts. „Die Menschen im gesamten Stadtgebiet und weit über die Gemeinde hinaus sind erschüttert. Sehr froh sind wir über zahlreiche Hilfeangebote.“ Angelika Röben lobt die Unterstützung der Versicherungen, der Sachverständigen und der Fachleute der Bauabteilung im Oberkirchenrat. Die Stadt Brake habe spontan ein Spendenkonto eingerichtet.
   
Ein großes Gerüst umschließt derzeit komplett die alte Kirche. Weitere Gerüste stehen im Innenraum, im Altarbereich hoch bis unter das abgebrannte Dach. „Aktuell stehen Aufräumarbeiten an, besonders wichtig sind auch die Sicherung und Abdichtung des Daches“, berichtet Angelika Röben. Für die gesamte Inneneinrichtung, die ausgelagert werden muss, wird noch eine entsprechende Halle gesucht.

Für Gottesdienste und Seelsorge stehen die Christuskirche Brake-Nord als nächstgelegene Kirche sowie zwei weitere Kirchen zur Verfügung. „Die Kirchengemeinde Brake an der Weser umfasst die vier Pfarrbezirke Golzwarden, Brake-Nord, Stadtkirche und Hammelwarden“, so Pfarrer Egts.  
     
Gedenkveranstaltung zum 300-Jahrfeier
Pfarrer Christian Egts zeigt auf die um 1700 entstandene Orgelempore und die darunter liegenden Gemälde. Das Bildprogramm mit etlichen musikalischen Themen sei auf Anregungen Arp Schnitgers entstanden.  

  
Die spätromanische Saalkirche aus Backstein wurde im 13. Jahrhundert auf einer Wurt in der Wesermarsch erbaut und im Laufe der Jahrhunderte mehrfach erweitert. Orgelbauer Schnitger (1648-1719) hatte für seine Taufkirche die ursprüngliche Orgel gebaut. Nach Umbauarbeiten ist heute noch der Prospekt von 1698 erhalten. Dahinter stehen moderne Pfeifen. Der ursprünglich romanische Taufstein wurde im Jahr 1633 von Ludwig Münstermann umgearbeitet. In dem Taufbecken wurde der Orgelbauer Arp Schnitger am 9. Juli 1648 getauft.
     
Zudem soll sich in der evangelischen Kirche das erste bekannte Porträtbild des Orgelbauers befinden. Experten wollen vor einigen Jahren sein Konterfei auf einer Bildtafel aus dem Jahr 1700 oder 1701 am Orgelbalkon entdeckt haben.


Geplant war anlässlich des 300. Todestages des Orgelbaumeisters Arp Schnitger ein Festakt, den die Arp-Schnitger-Gesellschaft nach dem Brand kurzfristig absagen musste. Die Gedenkveranstaltung werde in einer anderen Kirche stattfinden, so Pfarrer Egts.  Weiterhin kündigt er an, dass am 16. August auf dem Platz vor der Golzwarder Kirche ein Benefizkonzert mit dem BSW-Orchester stattfinden soll.

Ein Beitrag von Bärbel Romey.

Pfarrer Christian Egts und Angelika Röben, stellvertretende Vorsitzende des Gemeindekirchenrats, sind immer noch tief betroffen. Fotos: ELKiO/Bärbel Romey

Ein Gerüst umschließt komplett die St.-Bartholomäus-Kirche.

Pfarrer Christian Egts und Angelika Röben, stellvertretende Vorsitzende des Gemeindekirchenrats, sind immer noch tief betroffen.

Der Dachstuhl ist zerstört, verbrannte Eichenbalken sind zu sehen.

Der Altarraum ist nach dem Brand verrußt.

Das Taufbecken wird in einer Holzkiste aufbewahrt.

Die Orgel mit denen darunter angebrachten Bildern. Fotos: ELKiO/Bärbel Romey