Harlesiel/Kr. Wittmund (epd). Mehr als 80 Millionen Euro wollen das Land Niedersachsen und der Bund allein in diesem Jahr in den Küstenschutz investieren. Die Sturmfluten im Winter hätten gezeigt, dass noch mehr für den Schutz der Küste getan werden müsse als bisher, sagte der niedersächsische Umweltminister Christian Meyer (Grüne) am Freitag bei einem Besuch in Harlsiel. Bislang sei mit einem Anstieg des Meeresspiegels von 50 Zentimeter in 100 Jahren gerechnet worden. «Jetzt erhöhen wir viele Deiche vorsorglich schon um das Klimamaß von 100 Zentimetern, was zu erheblich höheren Kosten im Küstenschutz führt», sagte der Minister.

Die Folgen der Klimakrise seien eine große Herausforderung für den Küstenschutz, erläuterte Meyer. Für Bauprojekte im Bereich der 22 Hauptdeichverbände seien in diesem Jahr rund 51,5 Millionen Euro eingeplant. Insgesamt werden zwischen Dollart und Elbe Gelder für mehr als 100 Einzelprojekte zur Verfügung gestellt.

Die turbulente Sturmflutsaison des vergangenen Winters habe auf mehreren Ostfriesischen Inseln zu Sandverlusten und Dünenabbrüchen geführt, sagte der für den Schutz der Inseln zuständigen Leiter des Niedersächsische Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Norden, Frank Thorenz. Allein auf Norderney seien zwölf Sturmfluten gezählt worden. Die Schäden müssten mit gezielten naturbasierte Maßnahmen in den kommenden Monaten ausgleichen werden, um den Schutz der Inseln sicherzustellen.

Auf Langeoog hätten die Stürme große Mengen Sand des Verschleißkörpers vor der Schutzdüne am Pirolatal abgetragen. Der Verschleißkörper und der davor liegende Strand müsse im Laufe des Sommers auf rund zwei Kilometer Länge mit rund 450.000 Kubikmeter Sand verstärkt werden, erläuterte Thorenz. Ebenso habe Wangerooge große Sandverluste gemeldet.

In Sahlenburg bei Cuxhaven werde der komplette Neubau eines Deiches geplant, hieß es. Die sogenannte Wolskermarsch sei dort bisher nur durch eine Düne und eine Promenade mit Deckwerk geschützt. Als Planungspartner des Deichverbands Cuxhaven treibe der NLWKN Überlegungen für einen Deich in Sonderbauweise mit Schöpfwerk voran, um den Interessen von Küstenschutz, Naturschutz und Tourismus gerecht werden zu können.

Auch an der Unterelbe und der Oste müssen laut Thorenz die Deiche in den kommenden Jahren saniert und ausgebaut werden. An der Elbe investiere der NLWKN zudem in die landeseigenen Sperrwerke, die das Hinterland vor Sturmfluten schützen sollen.