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106 Kirchengemeinden verzeichnen starke Zuwächse bei der Wahlbeteiligung

In der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg sind am Sonntag, 10. März, 451 Frauen und 373 Männer in die Gemeindekirchenräte von 106 evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden im Oldenburger Land gewählt worden. Die Wahlbeteiligung lag bei 18,66 Prozent, 7,25 Prozentpunkte höher als 2018 (11,41 Prozent). Dies ist im Vergleich zu den Wahlen im Jahr 2018 ein deutlicher Anstieg um 63,5 Prozent. Der Anteil der Frauen bei den gewählten Kirchenältesten liegt bei 54 Prozent (2018: 55,4 %), der Anteil der Männer bei 45,3 Prozent (2018: 44,6 Prozent). Wiedergewählt wurden 490 Personen, dies entspricht 59,5 Prozent (2018: 62,1 Prozent). Es hatten sich 1.044 Menschen zur Wahl gestellt. Davon waren 583 Frauen und 461 Männer. Zu wählen waren insgesamt 824 Kirchenälteste.

Erstmals konnten auch Personen kandidieren, die zu Beginn der Amtszeit (1. Juni 2024) 16 Jahre alt sind. 14 Personen unter 18 Jahren hatten sich für eine Kandidatur entschieden. Die jüngste Kandidatin war am Wahltag noch 15 Jahre alt. Erste Berichte aus den Kirchengemeinden zeigen, dass gerade die jüngsten Kandidatinnen und Kandidaten sehr gute Wahlergebnisse erzielen konnten. Zwölf von ihnen sind in die neuen Gemeindekirchenräte gewählt worden.

Zum ersten Mal hatten die Wahlberechtigten die Möglichkeit, die neuen Leitungsgremien der Kirchengemeinden auch bequem online von zu Hause zu wählen. Die dafür notwendigen Zugangsdaten wurden postalisch Anfang Februar an alle Wahlberechtigten versendet. Darüber hinaus konnte per allgemeiner Briefwahl abgestimmt werden. Alle Wahlberechtigten erhielten dafür mit den Wahlunterlagen eine Anleitung sowie Stimmzettel und kostenfreien Rückumschlag. In 48 Kirchengemeinden im Oldenburger Land bestand darüber hinaus die Möglichkeit, am 10. März auch per Urnenwahl abzustimmen.

Durch die Veränderung im Wahlverfahren und das Angebot der allgemeinen Briefwahl ist der Anteil der Wahlberechtigten, die ihre Stimme per Briefwahl abgegeben haben, sehr deutlich angestiegen. 13,03 Prozent (42.547 Personen) aller Wahlberechtigten nahmen an der Briefwahl teil, ein Anstieg um fast 70 Prozent gegenüber 2018. Insgesamt haben sich 60.947 Gemeindeglieder an der Wahl beteiligt, wahlberechtigt waren 326.542 Personen über 14 Jahren im Oldenburger Land. Zum zweiten Mal nach 2018 waren Jugendliche ab 14 Jahren wahlberechtigt.

Der Anteil der gewählten Kirchenältesten im Alter unter 18 Jahren beträgt mit zwölf Personen 1,5 Prozent, der Anteil der gewählten Kirchenältesten im Alter zwischen 18 und 27 Jahren liegt mit 58 Personen bei 7,04 Prozent. Insgesamt sind 70 gewählte Kirchenälteste unter 28 Jahre alt, dies entspricht 8,5 Prozent aller 824 Kirchenältesten.

Wahlergebnisse in den sechs Kirchenkreisen

Mit 25,4 Prozent verzeichneten die Kirchengemeinden im Kirchenkreis Wesermarsch die höchste Wahlbeteiligung in der oldenburgischen Kirche. Die Kirchengemeinden des Kirchenkreises Delmenhorst / Oldenburg Land registrierten eine Wahlbeteiligung von 20,16 Prozent, des Kirchenkreises Ammerland von 19,11 Prozent. Im Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven lag die Wahlbeteiligung bei 18,11 Prozent, im Kirchenkreis Oldenburg Stadt bei 15,44 Prozent und im Kirchenkreis Oldenburger Münsterland bei 15,26 Prozent.

Spitzenreiter bei der Wahlbeteiligung sind die Kirchengemeinden Neuenbrok (51,65 Prozent), Neuenhuntorf (47,51 Prozent), Wulfenau (46,2 Prozent), Eckwarden (45,28 Prozent), Dedesdorf (43,19 Prozent), Langwarden (41,21 Prozent) sowie Altenhuntorf (40,88 Prozent).

Verschiedene Kirchengemeinden berichten von einer Verdopplung der Wahlbeteiligung, so die Kirchengemeinden Hude, Steinfeld und Stickgras. Die Kirchengemeinde Elsfleth konnte die Wahlbeteiligung nahezu verdoppeln. In zwei Kirchengemeinden lag insbesondere die Wahlbeteiligung von Wählerinnen und Wählern unter 18 Jahren sehr hoch. So kamen in der Kirchengemeinde Lindern 23,6 Prozent aller abgegebener Stimmen von Wahlberechtigten unter 18 Jahren, in der Kirchengemeinde Hatten waren es knapp 20 Prozent.

Bischof Adomeit: Hohe Wahlbeteiligung ist großer Erfolg für alle Kirchengemeinden

Bischof Thomas Adomeit betonte mit Blick auf die hohe Wahlbeteiligung, dass mit dem neuen Modell von allgemeiner Briefwahl, Online- und Urnenwahl offensichtlich ein guter Weg gefunden worden sei. „Ich freue mich außerordentlich, dass die Wahlbeteiligung so deutlich gestiegen ist, das ist ein großer Erfolg für alle Kirchengemeinden. Gerade mit Blick auf die Online-Wahl haben wir im Vorfeld etwas gezittert. Aber auch hier hat die Technik gut funktioniert. Dass in knapp 50 Kirchengemeinden am Wahltag auch noch eine Urnenwahl stattgefunden hat, finde ich gut. Das bot vielerorts Möglichkeiten zu Begegnungen, Gottesdiensten mit anschließendem Kirchenkaffee oder Gemeindefesten und dann der Wahl. So hat jede Gemeinde schauen können, was geht.“

„Mein herzlicher Dank gilt den Menschen, die sich für ihre Gemeinde und unsere Kirche so stark eingesetzt haben, im Ehrenamt und im Hauptamt“, so Adomeit. Ich bin dankbar, dass so viele engagierte Menschen bereit waren, für ein solch verantwortungsvolles Amt zu kandidieren. „Besonders froh bin ich, dass unter diesen Menschen nach meiner Kenntnis niemand dem Verdacht unterliegt, eine extremistische Grundhaltung zu vertreten. Denn Personen, die sich rassistisch, antisemitisch, islamfeindlich, queerfeindlich oder demokratiefeindlich äußern, sind nicht geeignet, ein kirchliches Leitungsamt zu übernehmen.“

Auch Synodalpräsidentin Sabine Blütchen zeigte sich beeindruckt von der hohen Wahlbeteiligung. „Es ist beeindruckend, dass weit mehr als 60.000 Gemeindeglieder im Oldenburger Land mobilisiert werden konnten“, so Blütchen. Dies sei ein tolles Zeichen für ein aktives Interesse an der Gemeinschaft der Kirchengemeinden. Die hohe Wahlbeteiligung stärke auch diejenigen, die in Zukunft maßgeblich an der Gestaltung der Kirchengemeinden beteiligt sein werden.

Synodalpräsidentin Sabine Blütchen dankte allen Beteiligten vor Ort sowie allen Kandidatinnen und Kandidaten. Herzlich gratulierte sie allen gewählten Kirchenältesten. „Ich wünsche Ihnen im Miteinander mit Pfarrerinnen und Pfarrern viel Freude an Ihrem verantwortungsvollen Amt in den Gemeinden“, so Blütchen. Nun sei es die Aufgabe der gewählten Gemeindekirchenräte, das Motto der Gemeindekirchenratswahl 2024 „Kirche mit mir“ mit Leben zu erfüllen. Das gleichberechtigte Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen in den Leitungsgremien sei ein wesentliches Kennzeichen evangelischer Kirchen. Miteinander müssten nun gute Ideen entwickelt und um die besten Lösungen gerungen werden, so Blütchen.

Die rasanten Veränderungen der Rahmenbedingungen, unter denen Kirchengemeinden gestaltet würden, seien eine große Herausforderung für die neuen Gemeindekirchenräte. Hierzu gehörten nicht nur die angestrebte Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 oder anstehende Veränderungen angesichts weniger werdender Pfarrpersonen und zurückgehender finanzieller Ressourcen.

Leitungsgremium Gemeindekirchenrat

Der Gemeindekirchenrat ist ein demokratisch gewähltes Gremium. Er wird alle sechs Jahre von den Mitgliedern der Gemeinde gewählt. Die Gemeindekirchenräte leiten zusammen mit den Pfarrerinnen und Pfarrern die Gemeinden vor Ort. Die Arbeit der Kirchenältesten ist vielfältig: Sie sind unter anderem für Konfirmandenarbeit, Kindertagesstätten, Mitgestaltung der Gottesdienste, Gebäude, Ländereien, Friedhöfe, Personal und Finanzen einer Kirchengemeinde zuständig.

Gewählt wurde am 10. März in der oldenburgischen Kirche und schaumburg-lippischen Landeskirche die Gemeindekirchenräte, in der braunschweigischen und hannoverschen Landeskirche die Kirchenvorstände und in der reformierten Kirche die Kirchenräte bzw. Presbyterien. Insgesamt waren mehr als 2,6 Millionen Gemeindemitglieder in über 2.000 Kirchengemeinden in Niedersachsen aufgerufen, ihre Leitungsgremien neu zu wählen.