Hannover (epd). Der Niedersächsische Beauftragte für den Schutz jüdischen Lebens, Gerhard Wegner, warnt vor zunehmendem Antisemitismus angesichts der humanitären Katastrophe in Gaza. «Viele Jüdinnen und Juden in Niedersachsen empfinden Mitgefühl mit den leidenden Menschen in Gaza und fordern ein Ende des Krieges sowie sofortige humanitäre Hilfen», betonte er am Dienstag in Hannover. Die Lage in Gaza dürfe nicht zur Anstachelung von Antisemitismus oder des antimuslimischen Rassismus missbraucht werden.
Der Krieg in Gaza wird nach Wegners Beobachtungen von verschiedenen Gruppen in Niedersachsen genutzt, um Hass auf Juden zu schüren. «Manche werden derzeit in aller Öffentlichkeit, auf der Straße, in der Bahn, in der Schule, in der Universität bedroht, wenn sie sich als Jüdinnen und Juden zu erkennen geben», beklagte er. «Andere werden als Kindermörder beschimpft. Einen Davidstern verbergen sie unter einem Schal, die Kippa wird abgesetzt.»
Wegner unterstrich, der Krieg in Gaza müsse umgehend beendet und Hilfslieferungen sollten ermöglicht werden. «Die Geiseln müssen unverzüglich freigelassen werden, das Leiden der Menschen in Gaza und Israel endlich ein Ende haben.» Es sei verständlich, dass Menschen Israels militärisches Vorgehen kritisierten. Allerdings werde zu oft ein Vergleich zwischen den Verbrechen des Holocaust und der Situation in Gaza gezogen. Rechtsradikale glaubten, sich so von der Schuld an der Shoah entlasten zu können.
Es dürfe nicht vergessen werden, dass die Hamas mit ihrem Terrorangriff die Lage ausgelöst habe, sagte Wegener. Zugleich dürften Muslime keinesfalls pauschal für die Verbrechen der Hamas am 7. Oktober 2023 und in der Folgezeit verantwortlich gemacht werden.