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Rodenkirchen/Kr. Wesermarsch (epd). Engeldarstellungen namhafter Meister stehen im Zentrum einer Ausstellung unter der Überschrift "Engel umschwirren Ludwig Münstermann" in der evangelischen St. Matthäuskirche in Rodenkirchen bei Brake. Ab Sonntag sind in der Kirche 40 Originalgrafiken und Skulpturen von Ernst Barlach, Marc Chagall, Otto Dix, HAP Grieshammer, Otto Pankok und zeitgenössischen Künstlern zu sehen, sagte der Ruhestandspastor Frank Klimmeck am Donnerstag in Rodenkirchen. Die Schau endet am 11. September.

Klimmeck zufolge erleben Engel derzeit eine Art "Renaissance". Viele Menschen hätten seit ihrer Konfirmation keinen Zugang mehr zu Religion und Spiritualität. Spätestens mit der Geburt der eigenen Kinder oder einem Trauerfall gebe es jedoch wieder eine Sehnsucht nach einem emotionalen Halt. Engeldarstellungen als symbolische Vermittler zwischen Gott und den Menschen könnten dabei eine Hilfe sein, sagte der Theologe, dem besonders geschnitzte Engelskulpturen des polnischen Künstlers Roman Sldz (rpt. Sldz) am Herzen liegen.

"Engel werden immer in Grenzsituationen der menschlichen Existenz thematisiert", ergänzte Gemeindepastorin Birgit Faß. Die Werke in der Ausstellung beschäftigten sich mit den Erfahrungen von Liebe und Erotik und der Begegnung mit dem Tod und Engeln. Das Grundmotiv des Engels sei uralt und stamme noch aus vorbiblischer Zeit. Die ältesten Darstellungen seien Funde aus Mesopotamien, die vor rund 5.000 Jahre entstanden seien.

Neben farbenprächtigen Grafiken etwa von Chagall oder Eberhard Münch widmet sich eine kleine Sammlung den Darstellungen von Engeln auf Alltagsgegenständen. Über Jahrhunderte hinweg hätten Kunstwerke die Vorstellungen von Engeln geprägt, sagte Faß. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts tauchten Engel auch im Kunstgewerbe auf. In dieser Zeit seien Schutzengel besonders beliebt gewesen und hingen in fast jedem Kinderzimmer. So zeigt die Schau auch merkwürdige geflügelte Wesen auf Kaffeetassen, Pralinendosen und Papiertaschentüchern, sogar auf Toilettenpapier.

In der St. Matthäuskirche werden seit mehr als zehn Jahren Kunstausstellungen zu religiösen Themen gezeigt, sagte Klimmeck, der auch die aktuelle Ausstellung kuratierte. Sie alle sollen mit den Werken des berühmten Bildschnitzers Ludwig Münstermann korrespondieren. Der aus Hamburg oder Bremen stammende Künstler hatte zu Beginn des 17. Jahrhunderts den Altar, die Kanzel, die Taufe und eine Grabtafel in der Kirche geschaffen.