Oldenburg/Hannover (epd). Die zum Teil unmenschlichen Lebens- und Arbeitsverhältnisse für Leih- und Werksvertragsarbeiter in der Fleischindustrie sorgten vor rund zehn Jahren für die ersten Beratungsstellen für sogenannte mobile Beschäftigte in Niedersachsen. Ende 2013 hätten die Beratungsstellen in Oldenburg und Hannover ihre Tätigkeit aufgenommen, teilte das niedersächsische Sozialministerium am Dienstag in Hannover mit. Mittlerweile gibt es weitere Beratungsstellen in Braunschweig, Lüneburg und Osnabrück. Seither seien mehr als 20.000 Menschen beraten worden.
Die Beratung und Betreuung der mobilen Beschäftigten haben den Angaben zufolge von Beginn an der Verein Arbeit und Leben Niedersachsen und die Bildungs- und Beratungseinrichtungen der Gewerkschaften übernommen. «Überlange Arbeitszeiten, schlechte Bezahlung und Unterschreiten des Mindestlohns, das Verweigern von Urlaub oder von Arbeitsfreistellung im Krankheitsfall, von Sozialversicherungen oder unzureichende Schutzkleidung - all das war und ist inakzeptabel», sagte Arbeitsminister Andreas Philippi (SPD). Mit den Beratungsstellen habe Niedersachsen ein wirksames Instrument entwickelt, um die Lage für mobile Beschäftigte nachhaltig zu verbessern.
Der Geschäftsführer von Arbeit und Leben Niedersachsen, Maximilian Schmidt, ergänzte: «Wenn Arbeit überall fair laufen würde, bräuchten wir keine Beratungsstellen.» Doch mussten allein im vergangenem Jahr mehr als 3.400 Menschen beraten und auch in über 200 Arbeitsgerichtsverfahren begleitet werden, weil den Arbeitnehmern aus ganz Europa der Lohn vorenthalten oder ihnen rechtsunwirksam gekündigt wurde. «Deshalb wird es unsere Beratungsstellen auch künftig geben müssen», unterstrich Schmidt.
An den fünf Standorten der Beratungsstellen stünden jeweils zwei Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter zur Verfügung, die muttersprachlich sind oder eine osteuropäische Sprache beherrschen, hieß es. Sie sprächen - in unterschiedlichen Kombinationen - Rumänisch, Bulgarisch, Polnisch, Ungarisch, Slowenisch, Serbisch, Kroatisch, Russisch, Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch. Die Beraterinnen und Berater arbeiteten eng mit dem Zoll und der Polizei zusammen, aber auch mit gesellschaftlichen Organisationen Institutionen wie Gewerkschaften, Kirchen und kommunalen Diensten.