Die zweitkleinste Landeskirche rechnet mit einem drastischen Rückgang ihrer Finanzkraft. Die Zahl der Kirchengemeinden soll daher reduziert werden.
Bückeburg (epd). Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe plant eine grundlegende Umstrukturierung. Landesbischof Oliver Schuegraf stellte am Sonnabend vor der in Bückeburg tagenden Landessynode einen entsprechenden Entwurf vor. Er sieht unter anderem vor, die derzeit 22 Gemeinden bis zum Jahr 2031 zu vier oder fünf Gesamtkirchengemeinden zusammenzufassen. Ziel sei es, im Sinne einer besseren Arbeitsteilung stärker vernetzt zu denken, dabei aber die Gemeinschaft und die Kirche vor Ort zu erhalten. Überdies soll der kirchliche Gebäudebestand deutlich reduziert werden.
Kirchenaustritte und die demografische Entwicklung zwängen zum Handeln, betonte Schuegraf laut Redemanuskript in seinem Bischofsbericht. «Wir müssen bis 2035 mit einem Rückgang der Mitgliederzahlen von mehr als 30 Prozent rechnen, sodass wir von heute 43.000 auf unter 30.000 Mitglieder schrumpfen werden.» Studien legten zudem nahe, dass die Landeskirche 2035 nur noch 64 Prozent der Kirchensteuerkraft des Jahres 2022 zur Verfügung haben werde.
Der Plan, der bereits in den Kirchengemeinden vorgestellt wurde, ist Teil eines Kirchenentwicklungsprozesses, den die Synode im Sommer 2021 auf den Weg gebracht hatte. Beteiligt an dem Entwurf war unter anderem der kirchenleitende Landeskirchenrat, dem neben Schuegraf auch vier von der Synode gewählte Mitglieder angehören.
Die Landeskirche müsse auch mit geringeren Ressourcen die Botschaft Jesu weitergeben und hierfür Gestaltungsspielräume erhalten, sagte der Landesbischof. Die Kirche stehe im Licht Christi, «und wir haben den Auftrag zu leuchten, auch in Zukunft». Strukturen seien dazu da, die kirchliche Gemeinschaft zu stärken und den gelebten Glauben zu unterstützen, unterstrich Schuegraf. «Gerade, damit Bewegung entstehen kann, braucht es eine klare Ordnung.»
Der Landesbischof räumte ein, dass es trotz noch so guter und kreativer kirchliche Angebote derzeit nicht gelinge, den Mitgliederschwund aufzuhalten. Das schmerze, teils entlastend seien aber Forschungserkenntnisse, wonach sich die Deutschen zunehmend gegen lebenslange Mitgliedschaften entscheiden. Noch stärker als in der Kirche schwinde die Mitgliedschaft in Vereinen und Parteien. Dass Menschen aus der Kirche austreten, nehme dem, was dort «an Gottesbegegnung, Liebe, Gemeinschaft und Fürsorge gerade geschieht und geschehen ist, nicht seine Würde».
Zur Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe, die aus einem früheren Fürstentum hervorging, gehören rund 44.000 Mitglieder im nördlichen Landkreis Schaumburg. Damit ist sie nach der Landeskirche Anhalts die zweitkleinste unter den 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland.