Bremen/Borkum (epd). Eine Gedenkstele auf Borkum erinnert ab Mittwoch (30. Juli) an das Leid tausender Verschickungskinder. Zwischen 1921 und 1996 wurden rund 90.000 Kinder in das Adolfinenheim auf der Nordseeinsel gebracht, das bis 1980 von Diakonissen aus Bremen geleitet wurde, wie die Bremer Diakonie am Freitag mitteilte. Viele der ehemaligen Verschickungskinder berichten bis heute von hartherziger Strenge und traumatisierenden Erfahrungen. Die von dem Frankfurter Künstler Friedhelm Welge gestaltete Gedenkstele soll an das erlittene Leid der Kinder erinnern und zugleich Hoffnung stiften.
Die Diakonie-Vorständin Karin Altenfelder betonte: «Wir übernehmen die Verantwortung. Das Schweigen zu brechen, war ein erster Schritt der Aufarbeitung.» Mit dem Gedenkort auf dem Gelände des früheren Heimes sollen das Leid und die Schuld sichtbar werden. Seit 2019 arbeiten die Bremische Evangelische Kirche und mehrere diakonische Einrichtungen die Vorfälle auf. Dazu ist unter anderem die Studie «Zwischen Erholung und Zwang. Kinderverschickungen in das Adolfinenheim Borkum (1921-1996)» der Autoren Gerda Engelbracht und Achim Tischer veröffentlicht worden.
Der Vorsitzende der bundesweit tätigen Initiative Verschickungskinder, Uwe Rüddenklau, sagte, die Einweihung der Gedenkstele «ist kein Punkt, sondern ein Komma in der Aufarbeitung». Sie sei zudem ein «Ausrufezeichen» für gelungene Zusammenarbeit zwischen Betroffenen, Kirche, Gemeinde und Gesellschaft.
Die Idee zur Erinnerungsstätte ist laut Mitteilung 2021 durch die Initiative Verschickungskinder entstanden. Daran beteiligt sind auch die evangelisch-lutherische Christus-Kirchengemeinde auf Borkum und die Kongregation der Franziskanerinnen vom Heiligen Martyrer Georg zu Thuine.