Hannover/Bremen (epd). Am Karfreitag (29. März) erinnern Christen an das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz. Karfreitag wird damit in Verbindung mit Ostern, der Feier der Auferstehung Jesu, zu einem zentralen kirchlichen Feier- und Gedenktag. Für evangelische Christen hat der Karfreitag eine besonders große Bedeutung. Er ist zudem ein sogenannter stiller Feiertag.
In der Bibel wird die Geschichte erzählt, wie Jesus, nachdem er von einem seiner Jünger an seine Widersacher verraten wurde, in Jerusalem zum Tod durch das Kreuz verurteilt wird. Die Kreuzigung war damals die grausamste Art der Hinrichtung. Jesus muss sein Kreuz zur Todesstätte außerhalb der Stadtmauern selbst tragen, aus Spott wird ihm eine Dornenkrone auf den Kopf gesetzt. Schließlich wird Jesus ans Kreuz genagelt und stirbt. Das Christentum wurde so zur Religion des Kreuzes.
Viele Christen finden Trost darin, dass Gott das Leid der Menschheit kennt und sich ihm selbst aussetzt. Weil Gott Jesus am dritten Tag nach seinem Tod auferweckt, glauben Christen, dass Jesus Gewalt, Schmerzen und Tod ein für alle Mal überwunden hat und somit das Leben über den Tod gesiegt hat. Viele Christen verstehen seinen Tod auch als Sühne, indem er die Sünden der Menschen auf sich genommen und sie dadurch mit Gott versöhnt hat. Die Vorstellung, Jesus sei ein Opfer, das stellvertretend zur Sühne erbracht wurde, wird heute theologisch unterschiedlich interpretiert.
Die Leidensgeschichte Jesu, auch Passion genannt, ist zentraler Bestandteil aller biblischen Evangelien. Auf sie läuft Jesu Geschichte hinaus und aus ihr lässt sie sich verstehen. So wird die Passionsgeschichte zu einer «Grunderzählung» des Christentums.
Entsprechend oft wurde sie in Musik und Kunst rezipiert, etwa in den großen Oratorien von Johann Sebastian Bach. Die Kehrseite der Passionsgeschichte ist die Förderung eines christlichen Antijudaismus. Christen gaben Juden in der Folge häufig die Schuld an Jesu Kreuzigung. Heute lehnen die katholische und die evangelische Kirche jede Form von Antijudaismus ab.
In den meisten Gemeinden schweigen am Karfreitag die Kirchenglocken. Taufen oder Trauungen finden nicht statt. In einigen katholisch geprägten Gegenden tritt an die Stelle des Morgen-, Mittag- und Abendgeläuts der Brauch, mit Ratschen und Klappern durch die Straßen zu ziehen. Gottesdienste werden oft gegen 15 Uhr zur Todesstunde Jesu gefeiert. Manchmal sind der Altar und das Kreuz verhängt.
Öffentliche Sportveranstaltungen, Jahrmärkte, Musik- und Tanzveranstaltungen fallen am Karfreitag aus. Auch Kinos und Theater müssen ihr Programm dem stillen Charakter des Tages anpassen, wie es in den Feiertagsgesetzen der Bundesländer heißt. Diskotheken und Spielkasinos müssen vielerorts schließen. Darum gibt es gesellschaftliche Diskussionen, weil insbesondere nichtgläubige Menschen sich in ihren Grundrechten eingeschränkt fühlen.