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Bremen (epd). Mit einer künstlerisch gestalteten Ausstellung will die Bremische Evangelische Kirche an 560 jüdische Männer, Frauen und Kinder aus der Hansestadt und dem Bezirk Stade erinnern, die im Verlauf des Zweiten Weltkrieges von den Nationalsozialisten in Minsk ermordet wurden. Dazu werden ab 2. November in der Innenstadtkirche Unser Lieben Frauen 560 Stelen aufgebaut, wie die Kirche am Donnerstag mitteilte.

Die Installation unter dem Titel «Minsk - Fahrt ohne Wiederkehr» errichtet und inszeniert das Bremer Künstlerpaar Dagmar Calais und Chris Steinbrecher. Sie sehen in der Arbeit «ein begehbares Bild». Jede Säule stehe mit Namen sowie Geburts- und Todesdatum für einen Menschen mit seiner einzigartigen und unverwechselbaren Identität, hieß es.

Das Künstlerpaar positioniere die Stelen im Hauptschiff der Kirche vor einem riesigen Gemälde, das einen Bahnsteig zeige, sagte Gemeindepastor Stephan Kreutz dem Evangelischen Pressedienst (epd). «Die Kirchenbänke werden umgestellt und ausgelagert, die Gemeinde feiert in dieser Zeit den Gottesdienst oben im Chorraum.» Schirmherrin der Ausstellung, die am 2. November um 12 Uhr eröffnet werden soll, ist Bremens Bürgerschaftspräsidentin Antje Grotheer (SPD).

In Minsk am Vernichtungsort Maly Trostenez wurden den Angaben zufolge mindestens 60.000 Menschen aus dem damals von Deutschen besetzten Teil der Sowjetunion und Westeuropa ermordet, meist Juden. Sie waren aus Bremen, Hamburg, Köln, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Berlin, Wien und Prag in Zügen mit jeweils 1.000 Menschen nach Minsk deportiert worden. Das geschah unter dem Vorwand, sie in den eroberten Gebieten anzusiedeln.

Über die Zahl der Opfer sind sich Historiker aus Belarus und Deutschland uneins. Deutsche halten aufgrund der Deportationslisten etwa 60.000 Tote für belegt, Wissenschaftler aus Belarus gehen von mehr als 200.000 Toten aus. 2018 wurde in Maly Trostenez eine Gedenkstätte eröffnet.