Sich bei den vielen ehrenamtlichen Kräften in der Seniorenarbeit zu bedanken und gleichzeitig ein Forum zu bieten zum Austausch unter Gleichgesinnten war das Ziel des ersten Ehrenamtstages für Mitarbeitende in der Seniorenarbeit, der jetzt im Blockhaus Ahlhorn ausgerichtet wurde. "Wir möchten, dass die Ehrenamtlichen, die immer selbst etwas geben, mit diesem Tag auch etwas zurückbekommen Wertschätzung, Dank und die Möglichkeit zur Weiterbildung", fasste es Rita Kusch, Beauftragte für Seniorenarbeit, zusammen. Und Christian Jaeger, Leiter des Blockhauses Ahlhorn, betonte: "Die Ehrenamtlichen sollen spüren, wie wichtig die Kirchenleitung ihr Engagement nimmt."
Auch Bischof Jan Janssen sprach den Gästen seine große Anerkennung für ihre Arbeit aus. Die Bibel selbst behandle das Thema Alter mit Respekt, Würdigung, Realismus und einer Prise Humor, so Janssen. "Von dieser Haltung, da bin ich gewiss, geben Sie alle etwas weiter in Ihrer Arbeit. Und dafür will ich Ihnen von Herzen Dank sagen." Für ihn selbst sei der Zivildienst in einem Pflegeheim eine prägende Lehrzeit gewesen, aber auch die Begleitung von alten Menschen in einer Kirchengemeinde, ihre Geschichten und Erlebnisse, habe er immer als Bereicherung empfunden. "Zu dem Respekt vor dem Alter gehört aber auch, verantwortungsbewusst mit der eigenen Zeit umzugehen, zur rechten Zeit Abschiede zu feiern und Neuanfänge zu wagen und auch in Zeiten der Sorge nicht das Gottvertrauen aus dem Blick zu verlieren."
Mehr als 300 Ehrenamtliche engagieren sich in der Oldenburgischen Kirche im Bereich der Seniorenarbeit. Dennoch waren die Initiatoren überrascht von der Resonanz auf den ersten Ehrenamtstag: 160 Kräfte nahmen die Einladung an. "Das zeigt uns, wie wichtig dieser Tag ist und dass diese Veranstaltung keine einmalige Aktion bleiben sollte", so Rita Kusch.
Der Bischof nutzte die Zeit, mit den Ehrenamtlichen direkt ins Gespräch zu kommen und auch zu hören, wo eventuell Abläufe verbessert werden können. Wie kann es im ländlichen Raum organisiert werden, dass Menschen trotz weiter Wege an Seniorenangeboten teilnehmen können? Wie können Kosten für Materialien erstattet werden? Gibt es Einführungskurse für Ehrenamtliche, damit sie nicht gleich "ins kalte Wasser springen" müssen, sondern auf ihre Arbeit vorbereitet werden? Diese und ähnliche Fragen richteten die Gäste an Janssen, Kusch und Pfarrer Andreas Zuch, den Koordinierungsbeauftragten beim Oberkirchenrat. Immer wieder aber klang an: Die kleinen strukturellen Widrigkeiten können die Freude an der Arbeit nicht nehmen. Großes Engagement und viel Herzblut steckt in dem Ehrenamt.
"Ich bin dankbar, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, diese Arbeit auszuprobieren und heute unter Gleichgesinnten zu sein. Man bekommt wunderbare Rückmeldungen", fasste Julianna Grätz von der Gemeinde Holle-Wüsting in Worte, was viele ähnlich empfinden. "Vor ein paar Jahren war unsere Gruppe nur noch so klein, dass ich aufhören wollte. Als ich den Senioren von meinem Entschluss mitteilte, hatten sie Tränen in den Augen. Ich habe es nicht übers Herz gebracht, sondern weitergemacht. Und mittlerweile kommen wieder regelmäßig zehn bis zwölf Besucher zum Seniorenkreis", sagt Ursel Spaten aus Essen/Oldenburg. "Die Dankbarkeit der Senioren ist schon etwas Besonderes", bestätigt auch Ilka Stegen von der Christus- und Garnisonskirche Wilhelmshaven. Und auch Monikas Barkemeyer aus Oldenburg-Osternburg hat nicht lange gezögert, als sie gefragt wurde, ob sie sich in der Seniorenarbeit engagieren wolle. "Das war mir ein persönliches Anliegen", sagt sie. "Und man bekommt unglaublich viel zurück für diese Arbeit." Während überwiegend Frauen die Seniorenkreise leiten, gehören Peter Henn und Herbert Müller in Löningen zu einem siebenköpfigen Team, das regelmäßig einen Frühstückskreis mit Gesprächen und Gesang anbietet. "Was hier unheimlich zieht, ist die Musik", erzählt Henn. Dass das Frühstück "mit jedem Hotel konkurrieren kann", verschweigt er allerdings auch nicht. Ob die beiden Männer im Team andere männliche Besucher anziehen? Gut möglich: Rund 60 Gäste treffen sich im Frühstückskreis, ein Viertel davon sind Männer.
Das Ehrenamt, weiß Rita Kusch, verändert sich. Die Generation "60plus", die sich hauptsächlich in diesen Ehrenämtern engagiere, wolle nicht jederzeit verfügbar sein müssen, sondern lieber zeitlich begrenzte Projekte übernehmen und Freiraum für andere Aktivitäten haben. Gleichzeitig möchten sich die junggebliebenen Senioren mit ihren Fähigkeiten ganz gezielt einbringen. "Sie wollen den Gemeindebrief nicht verteilen, sondern schreiben", bringt Kusch ein Beispiel. "Die Menschen zwischen 60 und 70 Jahren haben ein sehr positives Bild vom Alter, sie planen Reisen, freuen sich auf ein selbstbestimmtes Leben. Wir sollten uns davor hüten, sie zu vereinnahmen." Auch gebe es heute viele andere Angebote für ältere Menschen jenseits der Kirche. Dass es sich dennoch abgesehen von Wertschätzung und einem wunderbaren Gefühl im Herzen ganz praktisch lohnen kann, sich ehrenamtlich in der Kirche einzubringen, zeigt eine Studie, die Rita Kusch zitiert: Senioren, die ehrenamtlich in der Gemeinde arbeiteten, seien statistisch 6,7 Jahre jünger als ihre tatsächliche Lebenszeit. Wenn das keine Motivation ist!
Ein Bitrag von Anke Brockmeyer