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Hannover/Lengerich (epd). Der katholische Pfarrer Peter Kossen hat den Plan der Bundesregierung, Leiharbeit in der Fleischindustrie einzuschränken gelobt. Sie seien «ein wichtiger Lösungsansatz», sagte er dem «RedaktionsNetzwerk Deutschland» (Donnerstag). Der aus Vechta stammende Priester, der zurzeit im westfälischen Lengerich in der Nähe von Osnabrück arbeitet, setzt sich seit Jahren für bessere Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie ein und prangert Missstände an.
   
«Wir haben heute die Situation, dass in vielen Großschlachtereien das Verhältnis von Leiharbeitern zu Stammbelegschaften bei 80 zu 20 liegt», sagte der Theologe. «Dieses Verhältnis muss mindestens umgekehrt werden.» Das Problem könne gelöst werden, wenn der Gesetzgeber darauf hinwirke, dass die Unternehmen in ihrem Kerngeschäft, dem Schlachten und Zerlegen, Mitarbeiter der Stammbelegschaft anstellen müssten. Dann ließen sich die Interessen der Arbeitnehmer auch besser vertreten, etwa durch Gewerkschaften oder einen Betriebsrat.
   
Kossen sagte, es gehe allein in Nordwestdeutschland um 40.000 Arbeitnehmer, in ganz Deutschland noch um deutlich mehr. Bisher komme der Arbeitsschutz nicht zum Tragen, «wenn Leute in großem Stil gar nicht Betriebsangehörige sind und die Verantwortlichkeiten auf Arbeitgeberseite durch Subsubketten bis zur Unkenntlichkeit delegiert werden». Dies basiere auf Menschenhandel und sei «moderne Sklaverei». Die Arbeit in den Fleischfabriken wird zum großen Teil von osteuropäischen Werkvertragsarbeiter erledigt, die hauptsächlich aus Rumänien und Polen stammen.
   
Nach massiven Corona-Ausbrüchen unter Schlachthof-Mitarbeitern in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen hatte das Bundeskabinett am Mittwoch schärfere Auflagen für die Fleischindustrie beschlossen. Unter anderem sollen der Abschluss von Werkverträgern und Leiharbeit dort künftig nicht mehr möglich sein, um Lohndumping und soziale Missstände einzudämmen. Dem Beschluss zufolge sollen das Schlachten und die Verarbeitung des Fleisches in Fabriken vom kommenden Jahr an nur noch von eigenen Beschäftigten erledigt werden.