Göttingen (epd). Ein neues, künstlich hergestelltes Molekül verspricht nach Angaben von Wissenschaftlern Hilfe für blinde, taube und herzkranke Menschen. Nach Angaben der Göttinger Universitätsmedizin vom Montag entwickeln Forscher der Einrichtung zurzeit ein lichtempfindliches Protein, das den Seh- und Hörsinn wiederherstellen und den Herzrhythmus regulieren kann. Bereits sehr geringe Lichtmengen reichten aus, um diesen «molekularen Lichtschalter» zu bedienen. Dies eröffne neue Möglichkeiten, um innovative Therapien zur Behandlung von Blindheit, Taubheit und Herzrhythmus-Störungen zu entwickeln.
In einem sogenannten optogenetischen Verfahren würden die Baupläne für diese «molekularen Lichtschalter» mit Hilfe spezieller Viren in die entsprechenden Zellen eingeschleust, hieß es. Durch gezielt gesetzte Lichtpulse könne dann die Zellaktivität präzise an- und abgeschaltet werden.
Die Optogenetik ist eine Kombination genetischer und optischer Methoden, um mit Licht besondere Ereignisse in Zellen, Geweben oder komplexen Lebewesen hervorzurufen. Der Göttinger Universitätsmedizin zufolge handelt es sich um eine «bahnbrechende Technologie», die lichtempfindliche Proteine nutzt, um die Aktivität von Nerven- und Muskelzellen gezielt zu steuern.
Das Feld der Optogenetik eröffne weltweit neue Möglichkeiten in der Grundlagenforschung, aber auch für Therapien. Damit diese Technologie genutzt werden könne, müssten sowohl die lichtempfindlichen Proteine als auch die Viren optimal angepasst werden, um den maximalen Nutzen und die erforderliche Sicherheit für die Anwendung beim Menschen zu gewährleisten, erklärten die Göttinger Neurowissenschaftler Tobias Moser und Thomas Mager.