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Das Projekt „Lebendiger Friedhof“ stellen die Kirchengemeinde Varel (Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven) und der Naturschutzbund (Nabu) Oldenburg auf dem Kirchentag in Hamburg vor. „Der Kirchentag ist für uns eine gute Plattform, um Begeisterung für das Projekt zu wecken und Nachahmer zu finden“, freut sich der Vareler Pastor Tom Brok, der das Projekt vor gut zwei Jahren maßgeblich mit ins Leben gerufen hatte. Friedhöfe nicht nur als grüne Oasen zu erhalten, sondern zu einer „grünen Arche für Flora und Fauna“ zu machen, sei das Ziel des Projektes, so Brok.

 

Stauden und blühende Sträucher, die Bienen zu unterschiedlichen Zeiten zur Nahrungsaufnahme dienen, Hecken und grüne Nischen als Rückzugsmöglichkeit für Vögel und Insekten – auf dem Friedhof in Varel ist dies verwirklicht worden. Die Natur bekommt hier mehr Raum: Totholz bleibt als Lebensraum erhalten, Laub dient im Winter als Unterschlupf heimischer Tiere, Rasenflächen werden nur noch einige Male im Jahr gemäht. Eingebunden in das Projekt wurden auch Schulen, die Evangelische Familienbildungsstätte und Konfirmanden, die selbst Nistkästen bauten und Trockenmauern anlegten.

 

Viele Gräber werden von Angehörigen intensiv gepflegt und regelmäßig neu bepflanzt, weiß Michael A. Poloczek, beim Oberkirchenrat in Oldenburg zuständig für das Friedhofswesen. „Hier gibt es natürlich verschiedene Wahrnehmungen, was als naturbelassen oder als ungepflegt gilt“, ist seine Erfahrung. In Varel aber komme das Projekt mittlerweile ausgesprochen gut an, so Enno Juilfs, Friedhofsgärtner der Gemeinde. „Die Menschen nehmen die Aktion wahr und sprechen uns darauf an. Darüber freue ich mich, denn so beginnt sich das Bewusstsein zugunsten von mehr Artenschutz und Natürlichkeit auf dem Friedhof zu verändern.“

 

Auf Überhangsflächen können sich die Vareler mittlerweile über bunte Blumenstreuwiesen freuen. „Es gibt verwunschene Ecken und Winkel, angelehnt an die Garten- und Friedhofskultur in England. Nicht nur die Tiere und die Pflanzenwelt stehen hier im Mittelpunkt“, betont Tom Brok. „Unser Friedhof mit seinen Ecken und Nischen bietet Orte der Ruhe, eine behütende Natur für trauernde Angehörige.“

 

Wie auch der Einzelne mit der Grabpflege einen Beitrag zum lebendigen Friedhof leisten kann, zeigen die Fachleute mit einer beispielhaften Grabbepflanzung auf dem Kirchentag: Blütenreiche Blumen und Stauden, die sich im Laufe der Jahre zu üppiger Pracht entwickeln können, freuen auch die Menschen – und schonen noch dazu den Geldbeutel. „In langfristige Bepflanzung zu investieren, kann im ersten Moment etwas teurer sein, langfristig aber erweist sich eine solche abwechslungsreiche Bepflanzung als weitaus weniger pflegeintensiv und auch kostengünstiger als die herkömmliche Bepflanzung eines Grabes“, weiß Brok.

 

Um auch andere Kirchengemeinden von ihrem Projekt zu begeistern, machen Nabu und Kirchengemeinde gezielte Öffentlichkeitsarbeit. Sie beraten interessierte Gemeinden, organisieren Vorträge zum Thema blütenreiche Grabbepflanzung und sind mittlerweile auch mit einer eigenen Internetadresse vertreten.

 

Unter www.lebendiger-friedhof.de finden sich viele Informationen und auch Materialien zum Herunterladen.

 

Ein Beitrag von Anke Brockmeyer.

Stellen auf dem Kirchentag in Hamburg das Projekt „Lebendiger Friedhof“ vor (von links): Michael A. Poloczek, Kirchenverwaltung, Friedhofsgärtner Enno Juilfs, Birgit Röttering vom Nabu und der Vareler Pastor Tom Brok. Foto: ELKiO/Anke Brockmeyer
Foto: ELKiO/H.-W. Kögel