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Bremen (epd). Zuversicht ist nach Auffassung des Bremer Hirnforschers Gerhard Roth nur schwer erlernbar. Das gelinge nur begrenzt und nur mit Hilfe langanhaltender Übungen zur Gelassenheit, sagte der Wissenschaftler dem Bremer «Weser-Kurier» (Samstag). «Wie man mit Krisen umgeht, ist sehr tief in uns verwurzelt. Mit rationalen Argumenten erreicht man wenig.» Anteilnahme könne besser helfen. Es sei unser Gefühl, das uns leite. «Einen Menschen, der angesichts der Corona-Pandemie in Panik gerät und Toilettenpapier hamstert, kann man mit Fakten über die Toilettenpapier-Versorgung nicht erreichen.»


Seinem Verstand leuchte das vielleicht ein, aber sein Gefühl rate ihm, sicherheitshalber einen enormen Vorrat anzulegen, erläuterte Roth. Anderen sage man, sie sollten besser auf sich aufpassen und sich den Schutz-Auflagen beugen, aber sie gingen lässig damit um. «Menschen sind unendlich unterschiedlich in der Art, wie sie mit Belastungen wie der Corona-Krise umgehen, die ja jeden trifft.»


Was eher besorgten Menschen neben langanhaltender Übung zur Gelassenheit wirklich helfe, sei die Anteilnahme und die Fürsorge anderer, führte der Neurobiologe aus. «Denn diese Zuwendung wirkt emotional, nicht intellektuell.» Statt verzagten Menschen bloß vernünftig zu raten, was zu tun sei, helfe ihnen sehr viel mehr, dass man ihnen zuhöre und ihre Ängste ernst nehme: «Geteiltes Leid ist halbes Leid - das kann man übrigens auch im Gehirn nachweisen.»