Bremen (epd). Der Krieg zwischen Israel und der Hamas hat nach Ansicht von leitenden Vertretern muslimischer und jüdischer Gemeinden in der Hansestadt auch Auswirkungen auf das Miteinander in Bremen. «Der Nahost-Konflikt war immer ein Zünder zwischen der jüdischen Gemeinde und den muslimischen Gemeinschaften», sagte Murat Çelik, der Vorsitzende des Dachverbands der islamischen Religionsgemeinschaften im Land Bremen (Schura), im Interview mit dem Bremer Weserkurier (Samstag).
«Aber diese Konflikte haben auch dazu geführt, dass man sich nähergekommen ist», sagte er im Doppelinterview mit dem stellvertretenden Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Bremen, Grigori Pantijelew. Pantijelew sagte: «Ich habe viele liebenswürdige muslimische Freunde, mit denen man alles besprechen kann, ohne zu bedenken, dass man zu verschiedenen Religionen gehört.» Zugleich gebe es Menschen, mit denen kein normales Gespräch möglich sei, fügte er an und verwies auf zunehmenden Antisemitismus.
Unterschiedliche Auffassungen vertraten in dem Interview beide mit Blick auf pro-palästinensische Demonstrationen in Bremen. Çelik sagte, er erwarte, dass pro-pälastinensische Demonstrationen, die sich im Rahmen der Gesetze bewegen, akzeptiert, respektiert und toleriert werden. «Bei Gewaltaufrufen speziell gegen jüdisches Leben sind die Grenzen überschritten», betonte er zugleich.
Pantijelew sagte dagegen: «Aus meiner Sicht ist die Grenze des Tolerablen längst überschritten.» So würden kleine Kinder muslimischer Herkunft auf die pro-palästinensischen Kundgebungen mitgenommen. Diese brächten dann einen außerordentlichen Hass auf die Juden mit in die Schule. Diesen Zusammenhang bestritt Çelik. Er nahm für sich in Anspruch, sich als Religionsvertreter auch politisch äußern zu können.
Pantijelew hatte zuvor kritisiert, der Schura-Vorsitzende habe mit Blick auf das Leid der Palästinenser fast ausschließlich von der Verantwortung Israels gesprochen. «Ich vermisse einen Appell an die Muslimbruderschaft weltweit, auf die Hamas einzuwirken, einfach damit aufzuhören - und dann wäre dieser Krieg tatsächlich vorbei.» Beide Religionsvertreter versicherten zugleich, sie wollten sich weiter für eine gute Gemeinschaft in Bremen einsetzen.