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Hannover (epd). Auf Initiative von Landesbischof Ralf Meister haben leitende Repräsentanten der evangelischen Landeskirche Hannovers die Außenanlagen der jüdischen Gedenkstätte Ahlem in Hannover gereinigt. Sie säuberten unter anderem Namenstafeln jüdischer NS-Opfer, die noch bis kurz vor Kriegsende in Ahlem ermordet worden waren, sowie eine Reihe von Schaukästen, wie die Landeskirche mitteilte.

An der Aktion am Vortag des Reformationstages beteiligten sich neben Meister der Präsident des Landeskirchenamtes Jens Lehmann, der Osnabrücker Regionalbischof Friedrich Selter und der Geschäftsführer der Hanns-Lilje-Stiftung, Christoph Dahling-Sander. «Wir wollen mit unserer Aktion den Opfern des Nationalsozialismus eine Ehre erweisen», sagte Meister.

Der Bischof erinnerte daran, dass die Namenstafeln vor einem Jahr geschändet worden waren. Im Oktober 2024 hatten Unbekannte mehrere der Tafeln beschädigt oder ganz herausgerissen. «Wir leisten diesen symbolischen Dienst in Demut vor den Opfern», betonte Meister. «Das Leid, das sich hinter jeder einzelnen Namenstafel verbirgt, macht mich sprachlos.»

Die Gedenkstätte war in der Vergangenheit bereits mehrfach Ziel von Vandalismus und antisemitischen Schmierereien geworden. Erst Ende Januar wurden dort Blumenkränze zerstört, die am Holocaust-Gedenktag vor der «Wand der Namen» abgelegt worden waren. Dafür und wegen anderer Delikte wurde inzwischen ein polizeibekannter Rechtsextremist zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt.

In den Räumen der heutigen Gedenkstätte richteten die Nationalsozialisten 1941 eine Sammelstelle für Juden ein, die in die Vernichtungslager in Osteuropa deportiert werden sollten. Davor befand sich dort eine «Israelitische Gartenbauschule». Dort wurden seit 1893 junge jüdische Männer in Gartenbau und im Handwerk ausgebildet, ab 1903 auch Frauen in Hauswirtschaft. 1943 zog eine Dienststelle der Gestapo für Zwangsarbeiter in die Räume ein. Zudem entstanden eine Hinrichtungsstätte und ein Polizeigefängnis. Die Gedenkstätte erinnert seit 1987 an die Geschichte des Ortes.