Oldenburg (epd). Das Landesmuseum Natur und Mensch in Oldenburg setzt sich kritisch mit seiner kolonialen Vergangenheit auseinander. Das Haus hat nun ein Positionspapier zum sogenannten Naturalienkabinett erarbeitet, in dem Objekte aus kolonialen Zusammenhängen ausgestellt werden, sagte die Provenienzforscherin des Museums, Ivonne Kaiser, am Montag. Unter dem Titel «Re-Vision: Vom Staunen zum Verstehen» lädt das Museum ab dem 6. Dezember dazu ein, sich mit den Hintergründen auseinanderzusetzen.
In dem 1980 eröffneten Naturalienkabinett wird Kaiser zufolge die Evolution von den Schwämmen bis zu den Säugetieren dargestellt. Zu sehen seien unter anderem Insekten, Eier, ausgestopfte Vögel und Säugetierskelette aus der ganzen Welt. Menschliche und ethnologische Exponate seien bereit 2023 entfernt worden.
Das Kabinett soll mit seinen historischen Vitrinen an die Anfänge des Museums erinnern, erläuterte Kaiser. Doch verberge die scheinbar neutrale Präsentation die Geschichte der Exponate, die eng mit kolonialen Machtverhältnissen und gewaltsamer Aneignung verbunden sei. Museumsdirektorin Ursula Warnke unterstrich: «Als Museum haben wir die Verantwortung und die Möglichkeit, diese zu reflektieren und in der eigenen Sammlungs- und Vermittlungsarbeit sichtbar zu machen und zu durchbrechen.»
Ab 2026 soll das Kabinett geschlossen werden, um Raum für künftige Forschungsergebnisse aus allen Sammlungsbereichen des Museums zu schaffen. Der Raum solle zu einem Ort des Dialogs und der Reflexion gesellschaftlich relevanter Themen wie Kolonialismus, Rassismus, Klimawandel und Artensterben werden, hieß es.