Mit einem Fachtag wollen Experten den Schnitzer und Bildhauer Ludwig Münstermann bekannter machen. Kennern zufolge gleichen seine Altäre «Wimmelbildern», die den Menschen seiner Zeit einen Zugang zu den Ideen Martin Luthers ermöglicht hätten.
Oldenburg (epd). Das Oldenburger Landesmuseum Kunst und Kultur und die Ludwig-Münstermann-Gesellschaft laden zu einem theologisch-kunsthistorischen Symposium in der Oldenburger St. Lamberti-Kirche ein. Das Fachgespräch solle das Schaffen Münstermanns (um 1575 - 1637/38) in den Fokus rücken, teilte das Museum am Montag mit. Der Bildhauer und Schnitzer gelte als Ausnahmetalent. Dennoch sei er innerhalb der Kunstgeschichte und auch einem breiten Publikum bislang weitgehend unbekannt geblieben, hieß es.
Museumsdirektorin Anna Heinze unterstrich: «Es gibt in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts nichts Vergleichbares an Skulptur in dieser Region.» Auch in den Jahrzehnten vor und nach Münstermann habe es keinen Bildhauer gegeben, der dessen Qualität erreicht hätte. Der Vorsitzende der Münstermann-Gesellschaft, Pastor Tom Brok, ergänzte: «Münstermanns Werke prägen bis heute viele evangelische Kirchen im Oldenburger Land.» Er habe mit seiner Werkstatt die lutherische Sicht der Reformation unübertrefflich ins Bild gesetzt.
Münstermann gilt als bedeutendster Vertreter des nord- und mitteldeutschen Manierismus. Experten vergleichen seine Arbeiten oft mit Comic-Zeichnungen. Die Altäre, Kanzeln und Taufen ähnelten «Wimmelbildern». Die Figuren seien wie in einer Momentaufnahme an den erzählten biblischen Geschichten aktiv beteiligt und verdeutlichten lutherische Theologie. Zu Münstermanns Zeiten seien noch viele Menschen Analphabeten gewesen. Wie Luther habe Münstermann mit seiner Kunst den Menschen einen Zugang zur Bibel eröffnet.