Die Frage, ob man im Krieg moralisch bleiben kann, steht im Mittelpunkt des Jugendromans «Freunde» von Eva Kranenburg. Für das laut der Jury großartige Plädoyer für die Menschlichkeit erhielt sie den Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis 2025.
Oldenburg (epd). Die Autorin Eva Kranenburg hat am Montagabend den Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis 2025 entgegengenommen. Sie erhielt die mit 8.000 Euro dotierte Auszeichnung für ihr Manuskript «Freunde» über vier befreundete Jugendliche in einer vom Krieg zerstörten fiktiven Stadt, wie die Stadt Oldenburg mitteilte. Sie setzte sich mit ihrem Werk unter 195 eingereichten Erstlingswerken durch.
«Freunde» ist den Angaben zufolge ein Roman über vier junge Menschen. Aus Angst, in den letzten Kriegstagen noch an die Front geschickt zu werden, verstecken sie sich und werden füreinander zu einer Art Familie. Als der 16-jährige kluge und hoch manipulative Joschi zu der Gruppe stößt und ihre Einheit bedroht, wird die Frage nach der Moral zu einer nach Leben und Tod.
Laut der Jury erzählt die Autorin «ehrlich bis an die Schmerzgrenze». Das Buch «handelt von der Unmenschlichkeit des Krieges und ist trotzdem ein großartiges Plädoyer für die Menschlichkeit», hieß es. «Eva Kranenburg hat ein eindringliches Buch geschrieben, das Fragen stellt: Kann man den Hass auf ein Volk überwinden, gegen das man kämpft? Kann man lieben, wenn man Missbrauch, Gewalt erlebt, wenn man erfahren hat, wozu der Mensch fähig ist? Und kann man im Krieg moralisch bleiben?»
Kranenburg war 2013/2014 Stipendiatin der Münchner Drehbuchwerkstatt und erhielt im Anschluss daran für «Die denkwürdigen Erlebnisse meines Vaters» den Tankred Dorst-Preis für ein herausragendes Drehbuch. Sie ist zudem Autorin der von Netflix und ZDF produzierten Serie «Parfum». Die Autorin ist zudem Psycho- und Traumatherapeutin und arbeitet mit Geflüchteten aus Afghanistan, Syrien, dem Iran, Irak und der Ukraine. Für das Buchprojekt «Freunde» erhielt sie 2024 bereits den Förderpreis der Mitteldeutschen Medienförderung.
Die Stadt Oldenburg vergibt den Preis jährlich anlässlich der Kinder- und Jugendbuchmesse Kibum seit 1977. Zu den bisherigen Preisträgern zählen Leonie Ossowski (1977), Mirjam Pressler (1980), Tamara Bach (2002) und Julya Rabinowich (2017). Im vergangenen Jahr ging die Ehrung an Ulla Schuh für «ICH in 100 Teilen».