Nordhorn/Kr. Grafschaft Bentheim (epd). Das Kirchenparlament der Evangelisch-reformierten Kirche hat am Donnerstag in Nordhorn seine Frühjahrstagung gestartet. Im Mittelpunkt stehen Beratungen über die Frage, ob kirchliche Mitarbeiter weiterhin zwingend Mitglied der evangelischen Kirche sein müssen. Zum Auftakt der Debatte sagte die Kirchenjuristin Stephanie Springer, für das Profil einer Einrichtung sei nicht die formale Kirchenmitgliedschaft der Beschäftigten entscheidend. Es sei die Aufgabe aller Beschäftigten und des Anstellungsträgers, die evangelische Identität einer Einrichtung zu gestalten.
Dies bedeute jedoch nicht, dass die Kirchenmitgliedschaft völlig gleichgültig sei. Springer leitet das evangelische Landeskirchenamt in Hannover. Sie sprach bei der reformierten Synode als Gastreferentin. Das Kirchenparlament tagt noch bis zum Freitag im Kloster Frenswegen bei Nordhorn.
In allen 20 Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) werde derzeit diskutiert, ob das kirchliche Arbeitsrecht an dieser Stelle gelockert werden könne, erläuterte Springer. Der 2005 verfassten "Loyalitätsrichtlinie" der EKD zufolge setzt die berufliche Mitarbeit in Kirche und Diakonie eine Zugehörigkeit zur Kirche voraus. Für Konfessionslose oder Angehörige anderer Glaubensrichtungen kann im Einzelfall eine Einstellung geprüft werden.
Nach dem neuen EKD-Entwurf sollen nur noch die Beschäftigten in der Seelsorge, der Verkündigung, in Leitungspositionen und der evangelischen Bildung zwingend evangelisch sein, sagte Springer. Allerdings müsse der Bereich der evangelischen Kindertagesstätten noch weiter diskutiert werden. Für alle anderen Beschäftigten könne das Arbeitsrecht geöffnet werden.
Im Vorfeld der Synode hatte der reformierte Kirchenpräsident Martin Heimbucher betont:" Es ist nicht irrelevant, ob jemand in der Kirche ist - aber es darf auch nicht das alleinige Kriterium sein." Mit Blick auf die steigenden Zahl muslimischer Kinder in den Kindertagesstätten könne es sinnvoll sein, auch eine Muslima als Erzieherin anzustellen.
Als zweite Gastreferentin mahnte die frühere EKD-Oberkirchenrätin Cornelia Coenen-Marx, die evangelischen Werte in der Praxis auch zu leben, etwa in der Altenhilfe: "Was zählt, ist auf Station." Werte seien im diakonischen Kontext nie nur Ideale. "Sie müssen als soziale Wirklichkeit erlebbar sein." Es gehe darum, Mitarbeitende in ihrer Arbeit für eine diakonische Haltung zu gewinnen: "Für Respekt, Zusammenarbeit und den Blick aufs Ganze." Coenen-Marx war bis 2015 Beauftragte der EKD für sozial- und gesellschaftspolitische Fragen.