Lampedusa/Clenze (epd). Das von einer Initiative aus dem Wendland ins Mittelmeer entsandte Segelboot Trotamar III ist nach der Rettung von 22 Flüchtlingen aus Seenot von den Behörden auf der italienischen Insel Lampedusa festgesetzt worden. Das Boot dürfe den Hafen nicht verlassen, teilte das im wendländischen Clenze ansässige «Compass-Collective» am Dienstag mit. Der Besatzung werde vorgeworfen, die libysche Küstenwache nicht über die vorangegangene Rettungsaktion informiert zu haben. Die Festsetzung gelte voraussichtlich für die Dauer von zehn bis 20 Tagen.
Die Crew der Trotamar III hatte demnach am Sonntagmorgen vor der Küste Libyens ein Glasfaserboot in Seenot mit drei Frauen und 19 Männern an Bord entdeckt. Nach Übermittlung eines Notrufs an die italienischen und maltesischen Behörden habe der Skipper Matthias Wiedenlübbert entschieden, die Menschen an Bord zu nehmen.
Die Flüchtenden stammten aus dem Irak, Somalia, Ägypten, Sudan, Bangladesch und Äthiopien. Seit Montagmittag seien sie in Lampedusa und würden dort versorgt. Bereits am Vorabend der Rettung sei die Trotamar III abgedrängt worden, als ein libyisches Patrouillenboot dicht an das Segelboot heranfuhr und im Funkverkehr auch mit «Fire» (Schusswaffengebrauch) drohte.
Die Trotamar III ist seit zwei Jahren auf dem Mittelmeer unterwegs. In bislang 18 Einsätzen vor der tunesischen und libyschen Küste hätten durch Alarmierung der zuständigen Rettungsleitzentralen 2.345 Menschen von der italienischen Küstenwache gerettet werden können, berichtete Katja Tempel vom «Compass-Collective». 417 Menschen seien bisher direkt auf das Segelboot gerettet und nach Lampedusa gebracht worden,
Die verantwortlichen Skipper informierten bei den Rettungsaktionen zeitnah die Seenotzentralen in Rom und Malta, verweigerten aber die Weitergabe von Position und Information über die Schiffbrüchigen an Behörden in Tripolis oder Tunis. «Würden wir die libysche Küstenwache über einen Seenotfall informieren, nähmen wir damit in Kauf, dass die Flüchtenden gewaltsam zurück nach Libyen verschleppt werden», sagte Skipper Wiedenlübbert. «Dies wäre dann keine Rettung, sondern ein ilegaler 'Pullback' und somit Beihilfe zur Verletzung der Menschenrechte.» Das «Compass-Collective» kündigte am Dienstag rechtliche Schritte gegen die Festsetzung des Bootes an.