Welche Weichen sollten heute gestellt werden, um in Zukunft durch Fundraising und gezielte Aktionen neue Einnahmequellen zu erschließen? Im Interview erläutert Silke Timmermann, Fundraising-Beauftragte der oldenburgischen Kirche, die Herausforderungen beim Fundraising.
Warum ist Fundraising für die kirchliche Arbeit so wichtig?
Bei Fundraising geht es nicht nur darum, finanzielle Mittel einzuwerben. Es geht auch um Unterstützung durch materielle Ressourcen und Wissen. Etwa wenn eine Gemeinde für den Deutschkursus mit Flüchtlingen Ehrenamtliche gewinnt. Die Einwerbung finanzieller Mittel ist wichtig, weil wir wissen, dass die Kirchensteuereinnahmen zurückgehen werden. Momentan haben wir noch die Möglichkeit, in relativ ruhigem Fahrwasser die Weichen für die Zukunft zu stellen. Jetzt können wir uns beim Fundraising mittelfristig aufstellen. Dazu gehört auch, dass wir transparent mit unserem Haushalt umgehen und vermitteln, warum wir Fundraising machen.
Wie gut sind die Gemeinden beim Thema Fundraising mittlerweile aufgestellt?
Unsere Gemeinden sind sehr unterschiedlich auf dem Weg. Einige sind sehr weit, andere trauen sich weniger an dieses Thema heran. Oft wird nur für einzelne Projekte Fundraising betrieben. Unser Vorschlag ist es, eine kontinuierliche Beziehung zu Spendern aufzubauen. Das hilft, Spenden aus der Zufälligkeit herauszuholen. Für den Erfolg ist es wichtig, dass nicht Einzelne allein verantwortlich sind. Fundraising sollte im Alltag mitgedacht werden und als Bereicherung empfunden werden. Dafür braucht es in einer Gemeinde natürlich eine klare Entscheidung pro Fundraising. Und auch wenn eine Gemeinde sich entscheidet, nur um das freiwillige Ortskirchengeld zu bitten, gibt es viele Möglichkeiten, diese Anschreiben zu verbessern.
Beim Fundraising-Tag haben wurde auch das Thema Nachlassspenden behandelt. Warum ist das Thema gerade jetzt wichtig?
In Deutschland gibt ein jährliches Erbschaftsvolumen von rund 250 Milliarden Euro. Das wird in den nächsten zehn bis 15 Jahren noch so bleiben. Gibt es keine lebenden Verwandten und kein Testament erbt der Staat. Das wissen viele nicht. Man kann aber auch gemeinnützige Institutionen im Testament bedenken. Wir wollen bei diesem Thema vor allem informieren, z. B. darüber, dass Kirchengemeinden von der Erbschaftssteuer befreit sind. Natürlich braucht es bei Nachlassspenden viel Sensibilität. Es darf auf keinen Fall der Eindruck entstehen, dass Seelsorge und Fundraising verknüpft werden. Deshalb ist es aus meiner Sicht gut, wenn es in Gemeinden einen eigenen Ansprechpartner – und das sollte nicht der Pfarrer oder die Pfarrerin sein – für diesen Bereich gibt. Um die Gemeinden über dieses Thema zu informieren, werden wir auch bald einen Flyer herausbringen, den wir gemeinsam mit der bremischen Evangelischen Kirche und der Evangelisch-reformierten Kirche erstellt haben.
Immer mehr Einrichtungen und Stiftungen konkurrieren um Spenden. Die Kirche steht da in einer Konkurrenzsituation. Wie geht man damit um?
Wir haben als Kirche den Vorteil, dass wir nah an den Menschen dran sind. Und diese Möglichkeit, um Unterstützung für unsere Arbeit zu bitten, dürfen wir nutzen. Besonders wichtig ist es dann aber auch, sich für dieses Miteinander zu bedanken. Und natürlich ist es sehr wichtig, dass wir die gute Arbeit, die Kirche macht, auch nach außen tragen. Zum Fundraising gehört eine gute Öffentlichkeitsarbeit. Wir müssen dazu einladen, uns zu unterstützen. Deshalb sind Veranstaltungen, wie der Fundraising-Tag, den wir in toller Kooperation mit der bremischen Evangelischen Kirche gestalten, wichtig. Dort erhalten Haupt- und Ehrenamtliche ganz konkrete Tipps für ihre Arbeit.
Der nächste Fundraising-Tag findet erst in zwei Jahren statt. Welche Möglichkeiten haben Gemeinden, sich zu informieren?
Wir bieten dieses Jahr noch drei Veranstaltungen an. Der nächste Workshop findet im August statt. Bei aktuellen Fragen können sich Gemeinden und Einrichtungen direkt an mich wenden.
Die nächsten Termine: www.kirche-oldenburg.de/themen/kirche-geld/termine.html
Silke Timmermann ist unter 0441 7701-194 erreichbar.
Text/Foto: Kerstin Kempermann