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Hannover (epd). Die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, hat dazu aufgerufen, Fundamentalismus mit Bildung zu bekämpfen. «Gegen jede Art von Fundamentalismus ist es wichtig, dass wir die Bücher, die uns heilig sind - in dem Sinne, dass sie für unseren Glauben fundamentale Bedeutung haben - kritisch lesen dürfen», sagte Käßmann am Sonnabend in einem Vortrag bei der Jahresversammlung der Büchereiarbeit der hannoverschen Landeskirche in Hannover: «Glaube und Vernunft sind kein Widerspruch.»

Schon den Reformatoren um Martin Luther sei es im 16. Jahrhundert um gebildeten Glauben gegangen und nicht um einen Glauben aus Konvention oder spirituellem Erleben. «Die Menschen sollten in der Bibel selbst nachlesen, ihr Gewissen schärfen und dann hinausgehen in die Welt und Verantwortung übernehmen», sagte die ehemalige hannoversche Landesbischöfin ihrem Redemanuskript zufolge.

Die Reformatoren wollten die Menschen dazu ermutigen, selbst zu denken, zu reflektieren, verstehen zu können und fragen zu dürfen, sagte die einstige EKD-Ratsvorsitzende. Doch bis heute werde der Religion oft die Haltung unterstellt: «Nicht fragen, schlicht glauben!» Dagegen stelle sich die Kernbotschaft der Reformation des eigenständigen Denkens jedweder Ausprägung von Fundamentalismus, ob im Christentum, Judentum, Islam oder Hinduismus, entgegen. «Es geht nicht um Glauben allein aus Gehorsam, sondern es geht um das persönliche Ringen um den eigenen Glauben.»

Die evangelische Kirche feiert bis Oktober dieses Jahres 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.