Zum Hauptinhalt springen

Gemeinsam mit der Oldenburgischen Landschaft organisiert die Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Unsere Friedhöfe – Leben, Ruhe, Wandel“. Diese soll die Rolle der Friedhöfe bedenken und Möglichkeiten erarbeiten, den Friedhof als Raum für die Lebenden und die Toten zu erhalten und weiterzuentwickeln.

„Wichtig ist das Thema und die Zusammenarbeit“
Die Gastreferenten, Bischof Thomas Adomeit und Prof. Dr. Uwe Meiners, Präsident der Oldenburgischen Landschaft zeigten sich beeindruckt, von dem großen Interesse an dieser Fachtagung am vergangenen Freitag, 8. März, im Ev. Bildungshaus in Rastede. Die Anwesenheit des Bischofs und des Präsidenten bekräftige zudem die Wichtigkeit des Themas und der Zusammenarbeit, die in dieser Form eine Premiere sei, so Pfarrerin Sabine Spieker-Lauhöfer, Referentin des Bischofs.

„Friedhof ist ein Ort, der gut tun will“
In seinem Grußwort sprach Bischof Adomeit von Unterschieden, die er auf Friedhöfen in anderen Ländern festgestellt hatte. Bei den fremden Orten, bei Friedhöfen und Grabsteinen ginge es darum, zu verstehen, wie andere Menschen gelebt hatten. Das löse Interesse aus und es stelle sich die Frage, was Friedhöfe für unsere Kultur bedeuteten. 
   
„Unsere Friedhöfe sind Ausdruck unseres Lebens und Miteinanders“, so der Bischof. Doch das verändere sich, ebenso wie unsere Friedhofsgestaltung und die Bestattungskultur. Zunehmend gäbe es immer mehr individualisierte Wünsche bei den unterschiedlichen Bestattungsformen. Auch die Frage der Religiosität verändere sich durch die verschiedenen Religionen. Das beeinflusse unser Miteinander sowie unsere Kultur und spiegele sich auf den Friedhöfen und ihrer Gestaltung wider. 
   
Hier gelte es „Formen zu finden, vielleicht auch Grenzen zu überschreiten oder zu überspringen. Möglichkeiten zu entdecken. Wie lässt sich das neu beschreiben, was unser Miteinander ausmacht, das gehört für mich auch in die Frage der Bestattung, in die Frage der Erinnerungskultur, die Frage der Religiosität und all das konzentriert sich auf dem Friedhof.“ 

Ein gemeinsames kulturelles Erbe 
„Es ist uns ein gemeinsames Anliegen, dieses Thema zu einem größeren Themen zu machen“, hob Prof. Dr. Uwe Meiners die Zusammenarbeit hervor. Friedhöfe seien ein gemeinsames kulturelles Erbe. Meiners schwärmte vom Oldenburger Gertrudenfriedhof: „Ein kulturelles Kleinod für unsere Region, wir sollten gemeinsame Anstrengungen unternehmen, dies zu bewahren.“ Friedhöfe hätten seit der Reformation ein anderes Bewusstsein erlangt. Meiners wies auf den  Katalog „Bauern, Kirchen, Friedhöfe“ des Museumsdorfes Cloppenburg hin, der alte Friedhöfe zeige, heute „eine unglaubliche Aktualität“. 
   
Das Thema sei zu einer großen denkmalpflegerischen Herausforderung geworden. „Wir sollten viel stärker über neue Kooperationsformen nachdenken. Überlegen, wie wir neue Formen finden, im Sinne der Sache, der Herausforderungen, auch der politischen Herausforderungen“, warb Meiners. „Es ist großartig, dass wir diesen gemeinsamen Aufschlag machen.“ Er könne sich weitere Zusammenarbeiten im Sinne der Pflege und des Bewusstseins für unser kulturelles Erbe vorstellen. „Unsere Zukunft braucht Geschichte.“ 

Friedhöfe zwischen Kommunikation, Religion und Gedenken
In einem Impuls-Vortrag forderte Prof. Dr. Thomas Klie eine stärkere Öffnung der Friedhöfe. „Wir müssen uns von der Idee eines einheitlichen Friedhofs verabschieden“, sagte der in der Schweiz lebende Praktische Theologe, der wegen des Bahnstreiks nur online zugeschaltet war. „Da viele Konfessionslose auf kirchlichen Friedhöfen liegen, sind unsere Friedhöfe als öffentliche Dienstleistung am Gemeinwesen beteiligt. Friedhof als kulturelle Größe behauptet einen selbstverständlichen Platz im Bewusstsein der Menschen. Der langjährige Trend zur Feuerbestattungen, gerade bei den kirchlichen Friedhöfen, die auf Tradition beharren, geht an den Interessen der mehrheitlichen Bevölkerung vorbei.“ In der Schweiz sei die Mitnahme von Urnen nach Hause erlaubt. Jedoch mache nur eine Minderheit der Schweizer von diesem Recht Gebrauch, ohne, dass sich die eigentliche Friedhofslandschaft verändert habe. 
   
Für Angehörige müsse ein Friedhof heute ein moderner Ort sein, eine neue Form, betonte Klie.  Es verdichteten sich die Anzeichen, dass auch die Trauer nach anderen Formen suche. Zum Beispiel sterbe die Tradition des sonntäglichen Friedhofsgangs langsam aus. „Wie wir heute anders Feste feiern, als von 100 Jahren, verändert sich auch die Trauer. Es gibt eine schleichende Tendenz zur Friedhofskultur, mit der wir uns auseinander setzen müssen.“
   
Klie beklagte das Imageproblem des Friedhofs. Individualität scheine nicht erwünscht zu sein. „Anonyme Grabstellen sind nicht erwünscht, warum nicht?“ Auch seien noch zu wenig Baumbestattung möglich. Er vermisse Kulturveranstaltungen auf Friedhöfen ebenso wie Internetauftritte von Kirchengemeinden und Friedhöfen. Nur sehr wenige Friedhöfe würden für sich werben, wenige Kirchengemeinden hätten Kooperationspartner, wie Schulen, Geschichtsvereine oder den Nabu. 
   
„Schleichende Erosionsprozesse führen zu einer Katastrophe. Die Prozesse beschleunigen. Der Umgang mit dem Tod wird immer schneller. Auch die Beerdigung ist eine Beschleunigung.“ Die kirchlichen Bestattungen gingen zurück. „Immer weniger Menschen werden evangelisch bestattet, viele Menschen anderer Glaubensrichtungen werden auf evangelischen Friedhöfen beigesetzt.“   
   
Der Experte plädierte für Friedhöfe, wie ein Park als Erholungsgebiet, Friedhöfe mit christlicher Kunst, mit Spruchtafeln, die richtige Fragen stellen würden. Eine Kapelle, die liebevoll gestaltet und geöffnet sei, würde einem Friedhof gut stehen. Es gäbe viele Möglichkeiten der Gestaltung unserer Friedhöfe, unsere Gedenk- und Erinnerungskultur. Attraktiv seien zum Beispiel naturnahe Biotope und Themenfelder, wie die Pflanzung von Schmetterlingsbüschen oder die Belebung durch Nistkästen und Bienenstöcke. 
   
Im Anschluss folgte ein intensiver Austausch der Teilnehmenden folgte in vier Arbeitsgruppen zu den Themenfeldern „Denkmalpflege und Gestaltung“, „Interessenkonflikte auf dem Friedhof“, „Friedhof zwischen Tradition und Attraktivität“ und „Friedhof und Natur“.
   
Folgende Veranstaltungen sind geplant: 
Lebendiger Friedhof – Biotop und Lebensraum 
Termin: 12. April, 16 bis ca. 17.30 Uhr
Ev. Friedhof Varel, Auferstehungskirche   
Info und Anmeldung

Friedhof als steinernes Geschichtsbuch / Exkursion durch die Wesermarsch
Termin: 17. August, 9 bis ca. 17 Uhr 
Friedhöfe erzählen die Kulturgeschichte der Region.
Info und Anmeldung

Kirchenbau, Kunst- und Denkmalpflege / Bestattung und Grabanlagen im Wandel
Termin: Freitag, 21. Juni, 16 bis 18 Uhr
Parkfriedhof Sandkruger Straße 26, 26133 Oldenburg
Info und Anmeldung

Neue Formen des Gedenkens
Termin: Freitag, 24. Mai, 16 bis 17.30 Uhr
Ev. Friedhof Westerstede, Am Esch 2, 26655 Westerstede  
Info und Anmeldung
 

Prof. Dr. Uwe Meiners, Präsident der Oldenburgischen Landschaft, und Bischof Thomas Adomeit während des Vortrags bei der Auftaktveranstaltung der Veranstaltungsreihe „Unsere Friedhöfe – Leben, Ruhe, Wandel“. Diese wird gemeinsamen von der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg und der Oldenburgischen Landschaft.

Prof. Dr. Uwe Meiners, Präsident der Oldenburgischen Landschaft, und Bischof Thomas Adomeit während des Vortrags bei der Auftaktveranstaltung der Veranstaltungsreihe „Unsere Friedhöfe – Leben, Ruhe, Wandel“. Diese wird gemeinsamen von der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg und der Oldenburgischen Landschaft.

Interessiert folgten die Teilnehmenden dem Online-Referat von Prof. Dr. Thomas Klie.

Interessiert folgten die Teilnehmenden dem Online-Referat von Prof. Dr. Thomas Klie.

Prof. Dr. Thomas Klie war der Veranstaltung via Internet zugeschaltet.

Prof. Dr. Thomas Klie war der Veranstaltung via Internet zugeschaltet.

Blick in die Arbeitsgruppe „Friedhof zwischen Tradition und Attraktivität“. Fotos: ELKiO/Bärbel Romey

Blick in die Arbeitsgruppe „Friedhof zwischen Tradition und Attraktivität“. Fotos: ELKiO/Bärbel Romey