Oldenburg/Groningen (epd). Die biologische Vielfalt im Wattenmeer vor den Küsten der Niederlande, Deutschlands und Dänemarks hat sich nach Angaben von Wissenschaftlern in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verändert. Einer neuen Studie eines deutsch-niederländischen Forschungsteams unter Leitung der Universitäten Oldenburg und Groningen zufolge sind vor allem die Populationsgrößen von Fischen zurückgegangen, die das Wattenmeer als Kinderstube nutzen. Wie die Uni Oldenburg am Dienstag mitteilte, gibt es im Wattenmeer auch weniger Pflanzen, die die Küstenlinie stabilisieren und seit den frühen 2000er Jahren auch weniger Vögel, die das Wattenmeer als Rastplatz entlang ihrer Migrationsroute oder als Brutstätte nutzen.
Andere Arten profitierten dagegen vom Umweltwandel, und ihre Populationen wüchsen an.
Es habe in den vergangenen Jahrzehnten nur wenige Populationen gegeben, deren Größe unverändert blieb, hieß es weiter. Verlierer des Wandels waren demnach vor allem Fische, darunter der Atlantische Kabeljau und verschiedene Arten von Plattfischen. Auch bei vielen Muscheln, Schnecken und Borstenwürmern ging der Trend nach unten, ebenso wie bei pflanzlichem Plankton und Pflanzen, etwa Seegras oder der Vegetation von Salzwiesen. Zu den Gewinnern gehörten hingegen Neuankömmlinge im Watt, wie die Pazifische Auster oder die Amerikanische Schwertmuschel.
Bei Seevögeln zeigten die Daten für den Großteil der Arten für einen langen Zeitraum ein Anwachsen der Populationsgrößen. Dieser allgemein positive Trend kehrte sich jedoch ab den späten 1990er- und frühen 2000er Jahren bei vielen Watvögeln und Möwen um: Ihre Anzahl nimmt seitdem ab.
Die Forscher haben nach eigenen Angaben einen neuen ganzheitlichen Ansatz verfolgt, um Trends und Entwicklungen für das gesamte Ökosystem Wattenmeer erfassen zu können. Sie kombinierten unterschiedliche Verfahren, um zeitliche Trends und systematische Veränderungen erfassen zu können. Die Wissenschaftler trugen dafür mehr als 3.000 Zeitreihen von Populationsgrößen zusammen, die viele Wattenmeerbewohner umfasste - von Vögeln und Fischen über Pflanzen und Bodenlebewesen bis hin zu pflanzlichem und tierischem Plankton.
Die Daten stammten von 200 Stationen entlang der Wattenmeerküste zwischen Den Helder in den Niederlanden und Blåvand in Dänemark. Die ältesten Zeitreihen begannen bereits im Jahr 1900, viele starteten in den 1970er- und 1980er-Jahren.