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Bremen (epd). Die von der Bertelsmann-Stiftung für die Zukunft prognostizierten Engpässe in den Schulen sind nach Auffassung des Bremer Vorschulexperten Carsten Schlepper in Krippen und Kitas schon Realität. Trotz eines Rechtsanspruchs müssten Eltern um Plätze kämpfen, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder dem Evangelischen Pressedienst (epd). Mit einer Studie hatte die Bertelsmann-Stiftung am Mittwoch angesichts steigender Schülerzahlen bis 2025 vor einem dramatischen Engpass an Lehrern und Gebäuden gewarnt.

Im Vorschulbereich seien in unterschiedlichem Ausmaß bereits alle Länder an Grenzen gestoßen und hätten nicht genügend Plätze, sagte Schlepper. "Selbst wenn es Plätze gibt, sind sie in Teilen nicht alltagstauglich, weil die Wege zwischen Elternhaus, Arbeitsplatz und Einrichtung zu lang sind oder die Betreuungszeiten nicht ausreichen." Darunter litten insbesondere finanziell schlechter gestellte Familien, die doch eigentlich durch Bildungsangebote besonders gefördert werden sollten.

Schlepper forderte ein stärkeres finanzielles Engagement von Bund und Ländern, um die Qualität von Krippen und Kindertagesstätten zu verbessern. Das von der ehemaligen Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) auf den Weg gebrachte Qualitätsentwicklungsgesetz sei in diesem Zusammenhang richtig. "Das brauchen wir, so schnell es geht. Es muss in der nächsten Legislaturperiode unbedingt verabschiedet werden", forderte Schlepper, der auch den Bremer Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder leitet.

Falsch wäre seiner Einschätzung nach die kurzfristige Einführung beitragsfreier Kindergartenjahre. Zunächst müsse das Geld in den Ausbau der Qualität fließen. Finanziell schlechter gestellte Eltern zahlten ohnehin meist weniger oder gar nichts. Nötig ist nach Schleppers Auffassung außerdem eine größere Trägervielfalt, damit die Ausbauziele erreicht werden können. Vielerorts müsse vor allem mehr Personal eingestellt werden: "Sonst bekommen wir irgendwann eine Aufbewahrung und keine pädagogisch gegründete Bildungsarbeit."

Doch schon jetzt litten die Träger unter einem Fachkräftemangel. Die Situation sei "sehr brisant". Um dem zu begegnen, müssten Ausbildungsgänge flexibler gestaltet und auch Quereinsteiger angeworben werden. Neben der grundständigen Fachschulausbildung seien berufsbegleitende und praxisintegrierte Konzepte gefragt.

Um die Lücke an Fachkräften zu schließen, sind laut dem "Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme" der Bertelsmann-Stiftung bundesweit zusätzlich 107.000 vollzeitbeschäftigte Fachkräfte erforderlich. Das würde jährlich rund 4,8 Milliarden Euro mehr kosten.