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Hannover (epd). Der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, hat die Ostdeutschen trotz der in den neuen Bundesländern teils sehr guten AfD-Ergebnisse bei der Bundestagswahl gegen Kritik an ihrer Demokratiefähigkeit in Schutz genommen. «Die These, dass es den Ostdeutschen an Demokratieerfahrung fehle, halte ich für veraltet», sagte Krüger dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (Samstag).

 

 

 

«Wenn man sich die Wählerschaft und ihre Ausfallschritte Richtung AfD anguckt, dann wird man jedenfalls feststellen, dass das keine ostdeutsche Spezialität ist und einem durchaus auch in anderen Landstrichen begegnet, wie zum Beispiel in Bayern», betonte Krüger: «Dem Staat misstraut man, den Personen vertraut man.» Er halte es deshalb «für abwegig, den Ostdeutschen ein Demokratiedefizit zu unterstellen. Die Leute wählen sehr bewusst, sie können auch die Erst- von der Zweistimme unterscheiden, das kann man nicht von allen Westdeutschen sagen.»

 

 

 

In Ostdeutschland sei die AfD immer da besonders stark, wo die bisherigen Volksparteien besonders schwach seien, fügte Krüger hinzu. «In Mecklenburg-Vorpommern ist die Sozialdemokratie mit Manuela Schwesig relativ stark, für die CDU in Sachsen-Anhalt gilt mit Reiner Haseloff Ähnliches. Hier wie dort verliert die AfD an Terrain.»

 

 

 

Wenn die Ostdeutschen etwas aus ihrer Geschichte gelernt hätten, dann sei das im Übrigen «eine gewisse Staatsdistanz». Das spiegele sich jetzt im Umgang mit Corona und der Skepsis gegenüber Impfungen wider. «Das ist keine Mehrheit, aber eine qualifizierte Minderheit.»