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Hannover/Bremen (epd). Die KZ-Gedenkstätten in Deutschland haben im vergangenen Jahr deutlich weniger Besucherinnen und Besucher verzeichnet als noch vor der Corona-Pandemie. Grund für den anhaltenden Rückgang der Besucherzahlen sind vor allem die mehrmonatigen Schließungen, wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) ergab.

 

 

 

In die Gedenkstätte an das frühere Konzentrationslager Bergen-Belsen bei Celle sind nach Angaben von Sprecherin Stephanie Billib bis Jahresende 100.000 Menschen gekommen und damit nur halb so viele wie vor der Pandemie. Dabei machten sich auch fehlende Sonderausstellungen und ein weitgehender Wegfall internationaler Gäste bemerkbar, wie Billib erläuterte. In Bergen-Belsen starben mehr als 52.000 KZ-Häftlinge und rund 20.000 Kriegsgefangene. Am 15. April 1945 befreiten britische Truppen das Lager.

 

 

 

Der NS-Gedenkort «Bunker Valentin» in Bremen verzeichnete 2021 11.000 Besucherinnen und Besucher, bilanzierte der wissenschaftliche Leiter, Marcus Meyer. «In den Jahren vor der Corona-Pandemie waren es immer um die 30.000.» Gründe seien neben einer fünfmonatigen Schließzeit die Reduzierung der Gruppengröße bei Führungen. Zudem konnte der Denkort erst ab September auch an Sonntagen wieder öffnen. In Bremen sollten ab Mitte 1943 Tausende Zwangsarbeiter den Bunker errichten, der aber nie fertig wurde. Dort sollten U-Boote montiert werden. Mehr als 1.600 Menschen starben während der Bauarbeiten.

 

 

 

Auch die Gedenkstätte Esterwegen war mehr als drei Monate lang komplett zu, wie Landkreissprecherin Anja Rohde sagte. Die Gedenkstätte, die an 15 Konzentrations-, Straf- und Kriegsgefangenenlager der Nazis im Emsland erinnert, verzeichnete im vergangenen Jahr rund 7.700 Besucherinnen und Besucher und damit weniger als 2020. In die Gedenkstätte des früheren Kriegsgefangenlagers Sandbostel kamen 2021 nach Angaben ihres Leiters Andreas Ehresmann zwischen 5.000 und 6.000 Besucherinnen und Besucher, das war höchstens die Hälfte der sonst üblichen Zahlen.

 

 

 

Bundesweit mussten die großen KZ-Gedenkstätten Besuchereinbrüche hinnehmen. Während in 2019, dem letzten Jahr ohne Einschränkungen durch die Pandemie, noch rund 700.000 Menschen die Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen im brandenburgischen Oranienburg besuchten, waren es im vergangenen Jahr nur noch rund 100.000, wie die epd-Umfrage ergibt. Auch die Gedenkstätte an das ehemalige Konzentrationslager Dachau bei München musste fast ein halbes Jahr lang schließen. Sie konnte Zahlen, die vor der Pandemie bei rund 900.000 im Jahr lagen, nicht erreichen.

 

 

 

Entgegen dem Abwärtstrend konnte Deutschlands nördlichste KZ-Gedenkstätte Ladelund 2021 etwas mehr Besucherinnen und Besucher empfangen als im Jahr zuvor. Vergleichsweise lagen die Besucherzahlen jedoch auch dort deutlich unter denen von 2019.

 

 

 

In Deutschland gibt es Dutzende KZ-Gedenkstätten, hinzu kommen viele weitere Erinnerungsstätten für die Verbrechen der Nationalsozialisten. Rund sechs Millionen europäische Juden wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Verfolgt und in großer Zahl getötet wurden auch Regimegegner, überzeugte Christen, Sinti und Roma, Homosexuelle sowie Menschen mit Behinderung.

 

 

 

Rund um den Holocaust-Gedenktag Ende Januar finden alljährlich zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt. Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz in Polen befreit. Seit 1996 wird zu diesem Datum der Holocaust-Gedenktag begangen. In Niedersachsen wollen an dem Tag mehrere Gedenkstätten mit der Initiative #LichterGegenDunkelheit ein Zeichen gegen Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus setzen.