Zum Hauptinhalt springen

Hannover (epd). Der Kriminologe Christian Pfeiffer fordert eine konsequentere juristische Aufklärung der Fälle sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche. Die deutsche Justiz habe die Kirchen in den vergangenen Jahren «leise, respektvoll, auf Zehenspitzen» behandelt, kritisierte der ehemalige Direktor des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen in der Wochenzeitung «Die Zeit».

 

 

 

Um Vertuschungen entgegenzutreten, müsse «diese Leisetreterei» aufhören, erklärte der ehemalige niedersächsische SPD-Justizminister. Auch frage er sich, warum trotz der Berichte von Betroffenen und Hinweise auf Aktenvernichtungen in der Vergangenheit keine Durchsuchungen angeordnet worden seien. Darüber hinaus sei für ihn unklar, warum Staatsanwälte keine polizeilichen Ermittlungen gegen Bistümer einleiteten.

 

 

 

Der Kriminologe wollte im Jahr 2011 den sexuellen Missbrauch und seine Vertuschung in deutschen Diözesen erstmals systematisch erforschen. Dabei seien er und sein Team an bestimmte Akten nicht herangekommen, erklärte der 77-Jährige: «Ich argwöhnte, dass sie auch Hinweise auf Straftaten enthielten, die noch nicht verjährt waren.»

 

 

 

Pfeiffer erhielt im Jahr 2011, nachdem der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche 2010 bekannt geworden war, von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz den Auftrag, das Ausmaß sexualisierter Gewalt in der Kirche unter anderem anhand von Personalakten wissenschaftlich zu untersuchen. 2013 kündigte die Bischofskonferenz den Vertrag über die Zusammenarbeit und begründete dies mit einem Vertrauensverlust. Pfeiffer warf den Bischöfen «Zensur» vor. Der Streit kam 2013 vor Gericht, wo ein Vergleich geschlossen wurde.