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Emden (epd). Menschen mit einer extremistischen Haltung können die reformierte Kirche in Deutschland «weder nach innen noch nach außen vertreten». Das hat die Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche am Freitag im Verlauf ihrer Herbsttagung in Emden einstimmig beschlossen. Zur Begründung hieß es, mit dem christlichen Selbstverständnis sei es nicht vereinbar, Menschen oder Menschengruppen Gleichheit und Würde abzusprechen.

 

 

 

Das gilt laut Synodenbeschluss «egal ob es um Herkunft, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Behinderung oder andere Eigenschaften geht». Falls Gemeindemitglieder auch nach seelsorgerlichen Gesprächen nicht bereit seien, extremistische Positionen zu überdenken, sollten sie von der Kandidatur zu den Wahlen leitender Kirchenräte ausgeschlossen werden. Gefragt seien «eine klare Haltung und Wachheit gegenüber rechtsextremen Untertönen», betonte Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden.

 

 

 

Ähnlich hatte sich kürzlich der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) geäußert. «Wenn sich jemand rassistisch, antisemitisch, islamfeindlich, queerfeindlich oder demokratiefeindlich äußert, kommt er oder sie für ein kirchliches Leitungsamt nicht infrage», verdeutlichte der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen. Im März des kommenden Jahres sollen in Niedersachsen Kirchenvorstände und Kirchenräte neu gewählt werden, so auch bundesweit in der reformierten Kirche.

 

 

 

Vor dem Beschluss hatte der Extremismusexperte Henning Flad die Kirchen aufgefordert, mit Rechtsextremismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in den eigenen Reihen selbstkritisch umzugehen. «Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist spürbar vorhanden in den Kirchen, und auch mehr, als dies bei den selbst gesetzten Ansprüchen zufrieden stellen kann», sagte der Projektleiter der Bundesarbeitsgemeinschaft «Kirche & Rechtsextremismus» vor der Synode. «Die Kirchen können nur Teil der Lösung sein, wenn sie sich auch als Teil des Problems begreifen», bekräftigte der Berliner Experte.

 

 

 

Der Antisemitismus als eine Ausprägung gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit gehöre dabei in besonderer Weise zum kirchlichen Traditionsbestand, führte Flad aus. Er sagte aber auch: «Wir sollten betonen, dass es einen klaren Widerspruch zwischen christlicher Ethik und rechtsextremer Ideologie gibt.» Das biblische Gebot «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst» sei in dieser Hinsicht eindeutig. «Es enthält keinen Spielraum für die Diskriminierung und Verfolgung von Menschen.»