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Bremen/Hannover (epd). Aufgrund von finanziellen und existenziellen Ängsten greifen nach wie vor viele Menschen zum Hörer und wählen die Nummer der Telefonseelsorge, die kostenlos rund um die Uhr erreichbar ist. So sei die Zahl der Anrufe bei der Bremer Telefonseelsorge im vergangenen Jahr mit gut 10.700 Telefonaten auf einem sehr hohen Niveau geblieben, bilanzierte am Dienstag die Sprecherin der Bremischen Evangelischen Kirche, Sabine Hatscher und erklärte: «Finanzielle und existenzielle Ängste boomen.» Die Top-Themen in den Gesprächen seien Einsamkeit und Isolation mit 21,6 Prozent der Anrufe.

 


«Die Veränderungen durch die Pandemie stehen nicht mehr so im Vordergrund», erläuterte der Leiter der Telefonseelsorge, Pastor Peter Brockmann. Dafür gehe es aber neben dem Kernthema Einsamkeit um Ängste, die durch die wirtschaftlichen Folgen des Ukrainekrieges ausgelöst worden seien. Weitere Themen seien gesundheitliche Probleme wie Depressionen, familiäre Krisen sowie Stress und Erschöpfung. In fast 700 Gesprächen hätten Suizid-Gedanken eine Rolle gespielt.

 


Gerade bei den Älteren mit geringen Renten und den Alleinerziehenden spielen Brockmann zufolge die massiv gestiegenen Preise für Energie und Lebenshaltung eine große Rolle. «Wenn dann noch ohnehin vorhandene psychische oder familiäre Probleme hinzukommen oder Konflikte mit den Kindern, dann ist die Not groß.»

 


Auch die mehr als 60 Ehrenamtlichen der Telefonseelsorge stünden momentan «unter Strom». Deshalb sei es wichtig, die Geschichten und Nöte hinter den Anrufen zu verarbeiten. Brockmann: «Angststörungen und Depressivität bis hin zu Suizidalität erleben die Kolleginnen und Kollegen derzeit in einer neuen Intensität. Das geht nicht spurlos an einem vorüber. Darum nehmen wir Supervision und Austausch sehr ernst.»

 


Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den sechs Telefonseelsorge-Stellen der benachbarten hannoverschen Landeskirche haben im vergangenen Jahr etwa 46.000 seelsorgliche Gespräche am Telefon geführt. Hinzu kamen 3.500 Gespräche im Chat sowie 1.800 Kontakte per Mail, wie der landeskirchliche Beauftragte für Telefonseelsorge, Daniel Tietjen, mitteilte. Telefonseelsorgestellen gibt es in Niedersachsen in der Region Elbe-Weser, in Soltau, Göttingen, Wolfsburg, Osnabrück und Hannover.