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Hannover (epd). Das am Sonntag geplante bundesweite Gedenken an die Menschen, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben sind, ist aus Sicht der evangelischen Regionalbischöfin Petra Bahr als «kollektives Innehalten» wichtig. Es erinnere an die eigene Verletzlichkeit und «macht deutlich, Covid-19 kann alle treffen, zerstört Liebesgeschichten, Familiengeschichten, Beziehungen», sagte Bahr am Samstag dem Inforadio des NDR. Es seien eben nicht nur Hochbetagte gestorben, «die ganze Gesellschaft ist eine Risikogruppe», betonte die hannoversche Theologin, die auch dem Deutschen Ethikrat angehört.

 

 

 

Wer kenne schon die Namen und die Geschichten der rund 80.000 Menschen, die an oder mit Covid-19 gestorben seien, beschrieb Bahr die Situation. «Das sind einfach zu viele, dadurch wird es anonym.» Dazu kämen die Beschränkungen auf kleine Kreise bei Trauerfeiern, wodurch die Trauer privatisiert werde. «Das heißt: Gleichzeitig ist die Belastung für die, die trauern, enorm viel größer.»

 

 

 

Sie befürchte, dass viele dadurch ein Trauma erlitten, das sich irgendwann rächt. Bahr: «Das Sterben passiert ganz leise, trotzdem untergräbt es eine Grundsicherheit und ein Grundvertrauen vieler Menschen - in das Leben, aber auch in die staatlichen Institutionen.» Dadurch rutsche eine Trauerkultur, die sich sowieso schon verändert hab, in kürzester Zeit weg: «Ich bin sehr skeptisch, ob man das wiederbeleben kann.»

 

 

 

Mit einer zentralen Gedenkfeier wird am Sonntag in Berlin der an Covid-19 verstorbenen Menschen gedacht. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zu dem staatlichen Gedenkakt eingeladen. Das Innehalten soll sich aber nicht auf die Bundeshauptstadt beschränken. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sieht in Gottesdienst und staatlichem Gedenkakt für die Toten «so etwas wie öffentliche Seelsorge». Es helfe Menschen zu wissen, dass ihr Leid gesehen werde, sagte er am Samstag im Inforadio des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB).