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Braunschweig/Berlin (epd). Angesichts des sprunghaften Anstiegs der Corona-Infektionen in Deutschland wird eine Verschärfung der Maßnahmen wahrscheinlicher. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) legte den Ampel-Fraktionen einen Gesetzentwurf zur Wiedereinführung der Homeoffice-Pflicht zur Beratung vor, wie ein Ministeriumssprecher am Sonntag dem Evangelischen Pressedienst (epd) bestätigte. Laut «Tagesspiegel» (Sonntag online) sind weitere Verschärfungen geplant, darunter die Option auf eine 2G-Plus-Regelung, also der Zutritt zu bestimmten Veranstaltungen für Geimpfte oder Genesene nur noch mit einem zusätzlichen negativen Testnachweis.

 

 

 

Die Corona-Infektionszahlen erreichen in diesen Tagen die höchsten Werte seit Beginn der Pandemie. Das Robert Koch-Institut meldete am Sonntag rund 33.500 neue Corona-Infektionen und 55 weitere Todesfälle binnen eines Tages. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf 289,0 nach 277,4 am Vortag.

 

 

 

Über Heils Entwurf hatte zuerst die «Bild am Sonntag» berichtete. Demnach verfasste das Arbeitsministerium für SPD, Grüne und FDP eine Formulierungshilfe für die Einführung der 3G-Pflicht am Arbeitsplatz. Darin werde als zusätzliche Maßnahme die Homeoffice-Pflicht für Arbeitnehmer unabhängig vom Impfstatus aufgeführt.

 

 

 

Der «Tagesspiegel» berichtete unter Berufung auf weitere Änderungsentwürfe der amtierenden Bundesregierung, geplant sei auch eine Pflicht zu täglichen Corona-Tests in Pflegeheimen. Zusätzlich werde zwischen SPD, Grünen und FDP eine Impfpflicht etwa für Pflegekräfte oder andere Berufe mit viel Kontakt zu vulnerablen Gruppen diskutiert, ebenso ein 3G-Modell bei der Benutzung von Zügen. Das überarbeitete Infektionsschutzgesetz und weitere Gesetze zur Aufhebung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite sollen am Donnerstag vom Bundestag verabschiedet werden.

 

 

 

Angesichts rasant steigender Infektionszahlen mehrten sich zuletzt Forderungen nach einem Kurswechsel in der Corona-Politik. 35 führende Mediziner und Wissenschaftler anderer Disziplinen mahnten in einem Appell an Bund und Länder ein konsequenteres Vorgehen an. In dem dreiseitigen Aufruf der Wissenschaftler, den der «Kölner Stadt-Anzeiger» und das «RedaktionsNetzwerk Deutschland» (Samstag) veröffentlichten, hieß es: «Jeder Tag des Abwartens kostet Menschenleben.»

 

 

 

Auch die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, äußerte sich besorgt über die aktuelle Corona-Politik. «Die Zahlen steigen rasant und in der Politik herrscht ein Machtvakuum zwischen alter und künftiger Regierung, Bund und Ländern», sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Online Sonntag, Print Montag): «Ich habe mir noch nie in der Pandemie so große Sorgen gemacht wie jetzt.»

 

 

 

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte die sofortige Umsetzung strikter Maßnahmen, um die vierte Welle zu brechen. Die Corona-Fallzahlen müssten dringend gesenkt werden, sagte er der Düsseldorfer «Rheinischen Post» (Samstag). Grünen-Chef Robert Habeck sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Online Sonntag, Print Montag), angesichts der dramatischen Lage könnten Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte regional nötig werden.

 

 

 

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) rief die Menschen in Deutschland erneut eindringlich auf, sich impfen zu lassen, und sprach von «sehr schwierigen Wochen, die vor uns liegen». In ihrem am Samstag veröffentlichten Video-Podcast, sagte sie, sie sei in großer Sorge angesichts des starken Anstiegs der Corona-Neuinfektionen, der hohen Zahl an Intensivpatienten und der erneut hohen Zahl an Todesfällen besonders in Regionen mit relativ niedriger Impfquote.

 

 

 

Auch die neue Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, appellierte an ungeimpfte Menschen, sich gegen Corona impfen zu lassen. Dies sei «keine individuelle Frage der Vorliebe oder des Für-sich-selbst-Entscheidens, sondern hier hat man eine Verpflichtung in einer Solidargemeinschaft von Menschen», sagte die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen am Samstag in Bielefeld.