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Hannover (epd). Der Zukunftsforscher Matthias Horx plädiert dafür, die Coronakrise für einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel zu nutzen. Die Menschen sollten sich von dem Gedanken verabschieden, dass nach der Pandemie alles wieder so werden sollte, wie es davor gewesen sei, schrieb Horx in einem Gastbeitrag für die Wochenenendbeilage «Sonntag» der «Hannoversche Allgemeine Zeitung».

 

 

 

Das sei gar nicht erstrebenswert, weil die Gesellschaft sich damals schon in einer Wohlstandskrise befunden habe. «Wir lebten im alten Normal in einem Übernormal, das sich Stück für Stück in einen Mangel verwandelte.»

 

 

 

Immer mehr Flüge seien zu immer billigeren Preisen angeboten worden, erläuterte Horx, der bis 2017 das Zukunftsinstitut in Frankfurt leitete und in Wien lebt. Reisen in «Saufparadiese» hätten überhandgenommen. Immer mehr Nutztiere hätten unter dem zunehmenden Konsum von Billigfleisch gelitten. Die Menschen hätten sich gegenseitig mit Informationen in Echtzeit überschwemmt. Der Zukunftsforscher folgerte, es sei schlauer, die Krise zum Umdenken zu nutzen: «Wenn unsere Idee von Wohlstand auf dem Prinzip des ewigen Mehr basiert, dem ständigen Gasgeben, dann bleibt die Corona-Zeit eine schreckliche Niederlage.»

 

 

 

Horx verwies darauf, dass die erfolgreiche Bekämpfung der Coronakrise in manchen Staaten zu einem «Corona-Patriotismus» geführt habe, der aber kein Nationalismus sei. Das gelte etwa für Neuseeland, Taiwan, Island, Israel oder Costa Rica. «Die Sieger in der Krisenbekämpfung sind kleine Länder mit starker Bürgerkultur, die von Frauen geführt werden, die auf männlichen Heroismus verzichteten. Oder von Männern, die pragmatische Fürsorge verkörperten.»