Zum Hauptinhalt springen

Das ist unmöglich, sagen die Aufgeklärten in unserer säkularisierten Gesellschaft, können aber mit Ostern allein deshalb sehr viel anfangen, weil ihnen dieses Fest zwei Tage Ruhe und Zeit für die Familie gewährt.

   

Immerhin (Gott sei Dank) gibt es noch ein paar „Weltverbesserungswillige“, ein paar Wenige, die uns öffentlich daran erinnern, dass das Osterfest etwas mit Herrschaft und Gewalt zu tun hat: Beharrlich und zugleich fast hilflos laden die unterschiedlichsten  Friedensinitiativen Jahr für Jahr immer an Ostern ein – zum Ostermarsch. So auch in Oldenburg. Keine Demonstration in diesen Tagen, aber eine Kundgebung am Bahnhof.

   

Ich selbst hatte auch gar nicht mehr daran gedacht und bin nur zufällig dort vorbeigekommen und stehen geblieben. In langen, überaus informativen und zahlenlastigen Beitragen erfuhr ich viel Wissenswertes über die weltweit horrenden Ausgabensteigerung für Rüstung. Und auch über Waffenexporte aus Deutschland.

   

Und je länger ich zuhörte und Empörung über die allseits bekannte, zerstörerische Rüstungsindustrie in mir aufstieg, verspürte ich auch den Zorn und die Hilflosigkeit der kleinen Versammlung.

   

Während zwei junge fridays for future-Vertreter*innen den Zusammenhang von gefährdeter Schöpfung und Rüstungsausgaben öffentlich zur Sprache brachten, entdeckte ich zwei junge Frauen, dies sich in ein Transparent gehüllt und mit einer PACE-Flagge in der Hand als Christinnen outeten, denn auf dem Transparent stand groß: „Christinnen for future“.

   

Diese beiden jungen Frauen aus einer Oldenburger Kirchengemeinde, wie ich im Gespräch erfuhr, haben mir Mut gemacht. Wo ein oder zwei in meinem Namen versammelt sind …

   

Ja natürlich, wir Christen und Christinnen dürfen nicht schweigen angesichts der gewaltsamen Auseinandersetzungen und Kriege. Aber was haben wir zu sagen – nicht nur, aber auch an Ostern?

   

Liebe Geschwister, ich weiß es genauso gut wie Ihr: Die Ostermarschbewegung ist längst keine Massenveranstaltung mehr und noch weniger ist sie mehrheitsfähig. Ideologische Grabenkämpfe und auch Berührungsängste mit sozialistisch oder sogar kommunistisch eingestellten Menschen und die schlichte persönliche Abkehr von Menschen, für die Politik Alles ist. Was haben wir als Christ*innen da verloren? Was können wir beitragen mit unserem Glauben an die Auferstehung von den Toten?

Die Auferstehung von Toten… Ich werde öfter von Bekannten und Freund*Innen andernorts gefragt, wie ich dazu stehe: Auferstehung - ein Toter, der aus einem Grab verschwindet...  

   

Meine ehrlichste Antwort: Ich weiß es nicht.

Aber die Antwort des Schweizer Pfarrers Kurt Marti hilft mir:

   

ihr fragt

wie ist die Auferstehung der Toten?

ich weiß es nicht

   

ihr fragt

wann ist die Auferstehung der Toten?

ich weiß es nicht

   

ihr fragt

gibt es eine Auferstehung der Toten?

ich weiß es nicht

   

ihr fragt

gibt es keine Auferstehung der Toten?

ich weiß es nicht

   

ich weiß nur

wonach ihr nicht fragt:

die Auferstehung derer die leben

   

ich weiß nur wozu ER uns ruft:

zur Auferstehung heute und jetzt

 


Ich möchte an den (ursprünglichen) Schluss des Markusevangeliums erinnern (Mk. 16, 1 -8):   

Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohl riechende Öle um hinzugehen und ihm zu salben. Und sie kommen sehr früh am ersten Tag der Woche zu der Gruft, als die Sonne aufgegangen war. Und sie sprachen zu einander: Wer wird uns den Stein von der Tür der Gruft wegwälzen? Und als sie auf legten, sehen Sie, dass der Stein zurück gewälzt ist; er war nämlich sehr groß. Und als sie in die Gruft eintragen, sahen sie einen jungen Mann zur Rechten sitzen, bekleidet mit einem weißen Gewand, und sie entsetzten sich. Er aber sprach zu ihnen: entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus, den Nazarener, den gekreuzigten. Er ist auf erweckt worden, er ist nicht hier. Siehe da die Städte, wo sie ihn hingelegt hatten.Aber geht hin, sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er euch nach Galiläa vorausgeht! Dort werdet ihr hin sehen, wie er es euch gesagt hat. Und sie gingen hinaus und Florian von der Gruft. Denn zittern und Bestürzung hatte sie ergriffen und sie sagt niemand etwas, denn sie fürchteten sich.

   

Liebe Geschwister, wie ist das zu verstehen, diese Furcht, diese Sprachlosigkeit?

Vielleicht haben diese Frauen als erste verstanden, was es heißt von den Toten auferstehen: Sie haben verstanden, dass jetzt s i e  gemeint sind. Dass das Evangelium, das Markus Ihnen verkündet, lautet: J e t z t  fängt das Evangelium an, jetzt die Geschichte der Auferstehung. Jesus geht ihnen voran nach Galiläa, dorthin, wo seine Geschichte begonnen hat. Er wartet dort auf sie und auf die Jünger*innen. Seine Geschichte wird  j e t z t  zu ihrer Geschichte.

   

Ja doch, wir trauen Gott die Möglichkeit zu, auch unseren Leib zu verwandeln und in die Auferstehung einzubeziehen, auch wenn man sich das nicht vorstellen kann. Und der Leichnam Jesu mag im Grab liegen geblieben sein oder auch nicht. Die Frage ist nicht wichtig. Auf das Grab, auf den Leichnam kommt es nicht an. Das Grab könnt ihr hinter euch lassen. Der Gekreuzigte, er ist nicht dort. Er ist auferweckt. Er lebt.

   

Und genau an der Stelle, der sprachlos geworden Frauen, die aus dem Grab fliehen, stehen wir, als Hörerinnen und Hörer.  W i r  sind jetzt gefragt: Willst du dabei sei? Willst du losgehen, nicht auf die Suche nach Beweisen für das Menschen Unmögliche, sondern losgehen, um die frohe Botschaft von der Befreiung aus aller Knechtschaft, aus aller Todesbedrohung und –angst zu verkünden! Losgehen, mit dem Anfang des „Evangeliums von Messias Jesus dem Sohn Gottes“.

   

Das ist die Frage an uns: Lassen wir uns verwickeln in die Geschichte des Jesus von Nazareth? Werden wir sie weitererzählen?

 

Pfarrerin Brigitte Gläser,

Leiterin der Ev. Akademie Oldenburg

 

Foto: ELKiO/H.-W. Kögel

Foto: ELKiO/H.-W. Kögel