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Etwa 10.00 Menschen nehmen sich jährlich in Deutschland das Leben, das sind mehr als alle anderen unnatürlichen Todesursachen zusammen. Schätzungsweise sechs Personen sind statistisch gesehen vom Suizid eines Angehörigen betroffen – also mehr als 60.000 Menschen. In allen Altersgruppen sind es erheblich mehr Männer als Frauen, die sich das Leben nehmen. Weit über 100.000 Menschen begehen jährlich einen Suizidversuch. 

 

Die oldenburgische Kirche will mit einem Gottesdienst auf den Welttag der Suizidprävention, der am Freitag, 10. September, begangen wird, aufmerksam machen. 

 

„Wir wollen Angehörigen und Menschen, die darüber nachdenken, sich selbst zu töten, Mut machen, über ihre Gedanken und Probleme zu reden“, so Pastorin Elke Andrae von der Telefonseelsorge, die den Gottesdienst mitorganisiert. Der Gottesdienst für alle Menschen im Oldenburger Land beginnt am Freitag in der evangelischen Kirche St. Ansgar in Oldenburg-Eversten um 18 Uhr. Er steht unter der Überschrift: „Keinen Tag soll es geben, da Du sagen musst, keiner ist da!“

 

Der Gottesdienst am 10. September wendet sich an alle Menschen, die mit dem Thema Selbsttötung auf irgendeine Weise in Berührung sind. 

 

Der Gottesdienst wird gestaltet von: Pastorin Elke Andrae (TelefonSeelsorge Oldenburg), Pastorin Tanja Bödeker (Seelsorgerin an der Karl-Jaspers-Klinik) sowie dem Bündnis gegen Depression, der Karl-Jaspers-Klinik, der Ökumenischen Beratungsstelle für Ehe-Familien- und Lebensfragen und der Stiftung Hospizdienst Oldenburg.

 

Oft zögen sich Menschen mit suizidalen Gedanken in ihr Inneres zurück, erläuterte Andrae. „Aber Schweigen macht alles schlimmer. Darüber reden macht es dagegen meistens besser.“ Darum richte sich der Gottesdienst auch an diejenigen, die einen Angehörigen oder befreundeten Menschen durch einen Suizid verloren haben. Es sei besser, über solche belastenden Erfahrungen zu sprechen, als diese allein mit sich herumzutragen.

 

Viele Berichten von berichteten von Mutlosigkeit und depressiven Gedanken

Eine „Erste Hilfe“ könne die Telefonseelsorge oder die Chat- und E-Mail-Seelsorge bieten, sagte die Pastorin. Das vergangene Corona-Jahr mit seinen Einschränkungen sei für viele Menschen belastend gewesen. Dies sei auch in der Chat-Seelsorge zu spüren, die vor allem von jungen Menschen zwischen 15 und 30 Jahren genutzt werde. Viele der am Chat Teilnehmenden berichteten von Mutlosigkeit und depressiven Gedanken.

 

Andrae verwies auf die neue App „Krisenkompass“ für das Handy, die eine wertvolle Hilfe bei depressiven Gefühlen oder Suizidgedanken sein könne. „Quasi ein ‚Notfallkoffer‘ für die Hosentasche.“ Auf der kostenlosen App könnten beispielsweise ein Tagebuch geführt sowie Dinge gespeichert werden, die bei vorherigen Krisen geholfen haben. Das könnten Ansprechpartner sein oder auch positive Gedanken oder ermutigende Musik.

 

Der Neurologe und Psychiater der Oldenburger Karl-Jaspers-Klinik, Dr. Claus Bajorat, ergänzte, bundesweit nähmen sich jährlich rund 10.000 Menschen das Leben. Hinzu kämen etwa 100.000 Suizidversuche. Im vergangenen Jahr sei diese Zahl zwar offenbar gesunken (nach vorläufigen Angaben gab es 2020 8.565 Suizide), doch gebe es dafür noch keine Erklärung.

 

Der Mediziner betonte, er halte in vielen Fällen eine Prävention für möglich. Auch er riet dazu, über depressive Gedanken frühzeitig zu sprechen. Oft könne der Hausarzt ein erster Ansprechpartner sein. Hilfesuchende könnten sich auch an das bundesweite „Bündnis gegen Depression“ wenden, das über die Suchmaschinen im Internet schnell zu finden sei, sagte Bajorat. Dort werde auf seriöse Hilfsangebote in den Regionen verwiesen.

 

Info:

Wenn Sie daran denken, sich das Leben zu nehmen, oder jemanden kennen, der suizidgefährdet ist, suchen Sie Hilfe. Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0800/1110111 und 0800/1110222.

Auch ein Kontakt per Chat und E-Mail ist möglich: www.telefonseelsorge.de 

 

Hilfe im Internet:

www.telefonseelsorge.de 

www.oldenburg-telefonseelsorge.de 

 

Oldenburger Bündnis gegen Depression: 

www.karl-jaspers-klinik.de/Ueber_uns/Unternehmen/Buendnis-gegen-Depression.php 

 

 

Einladung zum Gottesdienst zum weltweiten Welttag der Suizidprävention unter dem Motto: „Keinen Tag soll es geben, da Du sagen musst, keiner ist da!“ (von li. nach re.): Pastorin Elke Andrae, (TelefonSeelsorge Oldenburg), Dr. Claus Bajorat (Karl-Jaspers-Klink) und Pastorin Tanja Bödeker (Karl-Jaspers-Klinik). Foto: ELKiO/D.-M. Grötzsch

Einladung zum Gottesdienst zum weltweiten Welttag der Suizidprävention unter dem Motto: „Keinen Tag soll es geben, da Du sagen musst, keiner ist da!“ (von li. nach re.): Pastorin Elke Andrae, (TelefonSeelsorge Oldenburg), Dr. Claus Bajorat (Karl-Jaspers-Klink) und Pastorin Tanja Bödeker (Karl-Jaspers-Klinik). Foto: ELKiO/D.-M. Grötzsch

Einladung zum Gottesdienst zum weltweiten Welttag der Suizidprävention am Freitag, 10. September, in der Kirche St. Ansgar in Oldenburg-Eversten. Grafik: Ev.-Luth. Kirche In Oldenburg