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Osnabrück (epd). Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode sieht es als notwendig an, dass die katholische Kirche in Deutschland offen über den Zölibat und das Priestertum von Frauen verhandelt. «Diese Themen müssen auf den Tisch und freimütig und demütig ausgesprochen werden», sagte Bode am Donnerstagabend in Osnabrück. Die Fragen nach der Lebensform von Priestern und nach dem, was Priestersein bedeute, müssten auch vor dem Hintergrund des dramatischen Priestermangels neu geklärt werden. «Wir haben fast keine Nachfolger mehr», sagte der Bischof während einer digitalen Tagung zur Zukunft des priesterlichen Lebens.
     
Rund 130 Priester und Seelsorgerinnen beteiligten sich an der Konferenz. Bode sagte zu, den Weg offener Diskussionen weiterzugehen und in seinem Bistum die allerdings engen Grenzen des Möglichen auszureizen.
   
Die Psychologin Ulrike Horstmann berichtete davon, dass immer mehr Priester sich einsam und überfordert fühlten. Andere pflegten heimliche, auch homosexuelle Beziehungen. Pfarrer Meinolf Winzeler aus Rheine in Nordrhein-Westfalen kritisierte «die standhafte, verlogene und sture Verweigerung» der leitenden Theologen, Homosexualität zu akzeptieren. «Das finde ich eine Frechheit, und das darf man nicht akzeptieren.»
    
Er ärgere sich zudem über das feierliche Einziehen von Priestern und Bischöfen in Gottesdienste mit Macht- und Herrschaftssymbolen. «Ich kann es nicht mehr haben. Es ist ein falsches Signal in einer Zeit, in der wir von Demut, Partizipation und Machtteilung sprechen», betonte Winzeler. Er wünsche sich, dass Priester in allen Lebensformen leben dürften, und dass auch Frauen zum Priestertum zugelassen würden.
    
Die Vorsitzende des Bundesverbandes der Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten, Michaela Labudda, forderte ihre Kirche auf, keine Angst vor grundlegenden Veränderungen zu haben: «Frauen sind tatsächlich ein Normalfall der Diversifizierung und gehören zur Vielfalt des Menschen dazu. Dass man das so betonen muss, finde ich das Tragische an unserer Kirche.» Labudda, die sich auch am Reformprozess «Synodaler Weg» beteiligt, mahnte konkrete Schritte zur Öffnung des Priesteramtes an. Die Theologen sollten sich nicht in spirituellen Diskussionen verlieren.
   
Der Leiter des Priesterseminars im Bistum Münster, Hartmut Niehues, sagte, er habe kein Problem damit, das Weiheamt des Priesters für Verheiratete und Frauen zu öffnen. Es sei aber in jedem Fall wichtig, die Gefahr der Selbstüberhöhung einzudämmen und die Macht besser zu verteilen und zu kontrollieren.
    
Die Kirche müsse wegkommen von ihrem Selbstverständnis als große Institution. Sie müsse zurückhaltend sein, nicht besserwisserisch. Die Zahl der Gläubigen werde immer kleiner. Niehues plädierte dafür, Kirche als Bewegung neu zu organisieren - ohne Kirchensteuersystem und Berufsbeamtentum. «Wie wäre es, wenn wir als Priester unseren Lebensunterhalt selbst verdienen und darüber hinaus dann den Dienst als Priester versehen?»
    
Internet: www.bistum-osnabrueck