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Hannover (epd). Mit Kundgebungen, Mahnwachen und weiteren Aktionen in mehreren niedersächsischen Städten wollen Bündnisse gegen Rechts an den rassistischen Anschlag in Hanau mit neun Toten vor einem Jahr erinnern. Am Abend des 19. Februar 2020 hatte der Hanauer Tobias R. neun Bürger aus Einwandererfamilien, seine Mutter und sich selbst erschossen, weitere Opfer überlebten verletzt.

 

Das Bündnis «Ein Jahr nach Hanau» in Hannover hat für Freitagabend (19. Februar) um 18.30 Uhr zu einer Kundgebung auf dem Steintorplatz aufgerufen. «Neun Menschen mussten ihr Leben lassen, weil sie nicht in ein menschenverachtendes Weltbild passen, das in diesem Land nicht an der Wurzel gepackt, sondern in Talkshows diskutiert wird», heißt es im Aufruf: «Als wären Rassismus und Faschismus Meinungen und nicht, was sie eigentlich sind: Verbrechen.» Seit dem Anschlag habe sich in Deutschland nichts verändert. So sei etwa «Racial Profiling» weiter an der Tagesordnung. Dem Bündnis gehören rund zehn gewerkschaftliche und politische Jugendorganisationen an.

 

In Göttingen laden der Integrationsrat, die Grünen und das Bündnis gegen Rechts am Freitagabend um 18.30 Uhr zu einer Gedenkveranstaltung am Alten Rathaus ein. Die Namen der neun in Hanau Getöteten würden an bei der Kundgebung «sichtbar gemacht», hieß es. «Rechter Terror ist eines der größten Sicherheitsrisiken für alle, die nicht den Vorstellungen der Mehrheitsgesellschaft entsprechen», sagte Gregor Kreuzer vom Göttinger Kreisvorstand der Grünen. Insbesondere gegen Menschen mit Migrationsgeschichte richte sich Hass. Bereits um 17 Uhr soll am Auditorium der Universität eine Demonstration beginnen.

 

In Osnabrück hat das «Bündnis 19. Februar» eine Fotoaktion organisiert. Menschen können am Freitag zwischen 14 und 17 Uhr am Bahnhofsvorplatz digitale oder Polaroid-Selfies gegen Rassismus aufnehmen und über soziale Medien verbreiten. Um 18 Uhr beginnt auf dem Theatervorplatz eine Kundgebung. Weitere Gedenkveranstaltungen sind in Braunschweig, Hildesheim und Oldenburg angekündigt. Auch in Bremen soll der Opfer des Hanauer Anschlags gedacht werden.

 

Zu einer Mahnwache in Delmenhorst hat das «Breite Bündnis gegen Rechts» aufgerufen. Sie soll den Angaben zufolge am Sonnabend (20. Februar) um 11.30 Uhr in der Innenstadt beim Kaufhaus C & A beginnen. Dabei solle der Opfer rechtsextremer Gewalt gedacht werden, sagte Bündnis-Sprecher Hans-Joachim Müller.

 

Mit der Mahnwache will das Bündnis auch auf eine Serie von Brandanschlägen vergangenes Jahr im Bremer Umland in Syke, Gnarrenburg und Ganderkesee aufmerksam machen. Sie seien immer nach einem ähnlichen Muster auf Restaurants von Migranten verübt worden, hieß es. Immer seien Hakenkreuze und teils auch rassistische Parolen hinterlassen worden. Man begrüße es, dass der Oldenburger Präsident der Polizeidirektion jetzt eine Belohnung für Hinweise in Aussicht gestellt habe, die zu den Tätern in Ganderkesee führten.