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Hannover (epd). Der frühere Bundesverfassungsrichter Ernst Gottfried Mahrenholz ist tot. Mahrenholz starb am 28. Januar im Alter von 91 Jahren in Hannover, wie am Sonntagabend bekanntwurde. Die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen würdigte ihn als «kritischen, aber immer konstruktiven Wegbegleiter» über viele Jahrzehnte. «Ein großer evangelischer Niedersachse ist von uns gegangen», sagte der neue Ratsvorsitzende der Konföderation, der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit.

 

Der Jura-Professor Mahrenholz war von 1981 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1994 Richter am Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. 1987 wurde er Vizepräsident des höchsten deutschen Gerichts und zugleich Vorsitzender des zweiten Senats, dem er von Beginn an angehörte.

 

Zuvor hatte der Sozialdemokrat zahlreiche Ämter in Politik, Verwaltung und Gesellschaft in Niedersachsen inne. Von 1974 bis 1976 war er Kultusminister im Kabinett von Ministerpräsident Alfred Kubel (SPD). Seine politische Laufbahn begann er als persönlicher Referent des ersten Ministerpräsidenten Hinrich Wilhelm Kopf (SPD). Später wurde er Landtagsabgeordneter und Leiter der Staatskanzlei. Von 1965 bis 1970 war er Direktor des NDR-Funkhauses in Hannover. Vor anderthalb Jahren ehrte ihn Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) mit der niedersächsischen Landesmedaille.

 

Zeitlebens blieb Mahrenholz der Kirche eng verbunden. Der 1929 geborene Jurist stammt aus einem evangelischen Pfarrhaus, sein Vater war Oberlandeskirchenrat und Kirchenmusiker. Ab 1959 war Ernst Gottfried Mahrenholz Referent am Kirchenrechtlichen Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Ehrenamtlich arbeitete er auch im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik und im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages mit.

 

Bischof Adomeit sagte, Mahrenholz habe Niedersachsen als Minister politisch und gesellschaftlich geprägt und sei als Jurist weit darüber hinaus bekanntgeworden. «Durch seine zahlreichen Ehrenämter hat er in die Gesellschaft und Kirche hinein gewirkt und viele Spuren gelegt.» Er habe das «Wächteramt» der Kirche als ein kritisches Gegenüber zum Staat betrachtet, etwa bei Diskussionen um die Abschiebepraxis. «Hier waren ihm kirchliche Stellungnahmen manchmal zu leise.» Kirchliche Mahnungen an die Adresse der Politik seien für Mahrenholz keine Einmischung, sondern Ausdruck eines angemessenen Verhältnisses von Kirche und Staat gewesen.

 

2011 habe Mahrenholz die Anregung gegeben, einen Runden Tisch zur Abschiebepraxis einzurichten. «Der Schutz der Würde eines jeden Menschen ohne jeden Unterschied war ihm wichtig», sagte Adomeit. Mahrenholz habe glaubwürdig handeln können, «da seine Grundüberzeugungen, sein Reden und sein Tun übereinstimmten».