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Wolfsburg/Braunschweig (epd). Die Staatsanwaltschaft Braunschweig will einem Medienbericht zufolge nach fast neun Monaten die Ermittlungen gegen die Verantwortlichen des Hanns-Lilje-Heims in Wolfsburg einstellen. Das diakonische Alten- und Pflegeheim war wegen eines massiven Corona-Ausbruchs mit 47 Todesfällen im Frühjahr international in die Schlagzeilen geraten. Die Staatsanwaltschaft habe keine Hinweise für eine fahrlässige Tötung durch den Heimbetreiber gefunden, berichteten WDR, NDR und «Süddeutsche Zeitung» am Mittwoch. Sie beriefen sich auf Justizkreise und auf Angehörige, die sich an die Behörde gewandt hatten. Ein strafbares Fehlverhalten habe nicht festgestellt werden können.
   
Von den etwa 160 meist hochbetagten Bewohnerinnen und Bewohnern des Heims, das auf demenzkranke Menschen spezialisiert ist, waren zu Beginn der ersten Corona-Welle in Deutschland 112 an Corona erkrankt. Auch mehr als 40 Pflegekräfte hatten sich infiziert. Ein Wolfsburger Rechtsanwalt hatte daraufhin Strafanzeige erstattet und sie mit vermeintlichen Hinweisen auf katastrophale Hygiene- und Arbeitsbedingungen in dem Heim begründet.
   
Das Verfahren wegen fahrlässiger Tötung richtete sich gegen den Vorstandsvorsitzenden der Diakonie Wolfsburg, die Trägerin des Heims ist. Im Raum stand der Vorwurf, ob bei der Behandlung der Corona-Fälle im Heim rechtswidrig gehandelt worden sei - auch durch Unterlassen. Die Staatsanwaltschaft befragte daraufhin Angehörige und Pflegekräfte und wertete sämtliche Krankenakten aus.
   
Der WDR hatte eine Dokumentation über das Hanns-Lilje-Heim gedreht, die im Oktober in der ARD ausgestrahlt wurde. Darin schildern Pflegekräfte, dass die Vorwürfe für das Heim sehr stigmatisierend gewirkt hätten. Laut WDR, NDR und «Süddeutscher Zeitung» zeigten sich Mitarbeitende des Heims angesichts einer möglichen Einstellung des Strafverfahrens sehr erleichtert. Das Heim sei zu Unrecht an den Pranger gestellt worden. Es sei gut, diesen Druck nicht ins neue Jahr mitnehmen zu müssen.
   
Der Rechtsanwalt und die Angehörigen, die die Strafanzeige gegen die Diakonie gestellt hatten, haben dem Bericht zufolge nun zwei Wochen Zeit, einer Einstellung zu widersprechen. Das Hanns-Lilje-Heim ist die bundesweit am stärksten durch die Coronakrise betroffene Einrichtung für alte Menschen.

 

Internet:www.diakonie-wolfsburg.de