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Bremen (epd). Umstrukturierungen in Firmen und Verwaltungen werden nach Einschätzung von Experten immer öfter zu einem gesundheitlichen Problem. «Viele Unternehmen unterschätzen die negativen Auswirkungen der Veränderungen», sagte am Dienstag in Bremen Götz Richter von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Oft sei vor allem das Management nicht darauf vorbereitet, Prozesse so zu organisieren, dass sie verträglich seien.

Die Folge sei vor allem eine steigende Zahl psychischer Belastungen, die bis in das Burnout führen könnten, warnte der Dortmunder Sozialwissenschaftler Richter im Verlauf einer Arbeitsschutzkonferenz des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Vor allem in der Industrie und im öffentlichen Dienst seien Veränderungsprozesse mittlerweile an der Tagesordnung.

«Das Motto der meisten Umstrukturierungen lautet: Weniger Personal muss mehr Aufgaben in kürzerer Zeit erledigen», sagte die Bremer DGB-Regionsvorsitzende Annette Düring. Das führe zu Stress und Überlastungen. Zahlen zur Verrentung bestätigten das. In der Statistik stellten bundesweit Erwerbsminderungen wegen psychischer Erkrankungen ein Fünftel der Rentenneuzugänge.

Bei gut organisierten Veränderungsprozessen werden Richter zufolge Entlassungen vermieden, Entscheidungen begründet und die Führungskräfte für das Management von Veränderungen qualifiziert.
Besonders wichtig seien eine transparente Kommunikation und die Beteiligung der Beschäftigten. Richter: «Gute Kommunikation birgt die Chance, in Veränderungen einen Sinn zu erkennen. Dann kann ich als Betroffener auch angemessen reagieren.» Unternehmen, die so handelten, nähmen in Deutschland allerdings noch eine Vorreiterposition ein.

Der neueste Unfallverhütungsbericht der Bundesanstalt bestätigt den steigenden Trend zur Verrentung aufgrund psychischer Probleme. 2007 habe der Anteil an Neuverrentung mit dieser Diagnose noch bei 33,7 Prozent gelegen, 2009 schon bei knapp 40 Prozent. Bei Frauen liege der Anteil psychischer Erkrankungen als Grund für die Frührente mit 45,6 Prozent besonders hoch. Die Zahlen aus der Dokumentation zum «Stand von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit» stammen aus dem Bericht für 2010.